E I N E M E D I K A M E N T E N R E C H N U N G VON GYŐR (RAAB) AUS D E M J A H R E 1619 LAJOS G E C S É N Y I
Während meiner stadtgeschichtlichen Forschungen mehrere Jahre durch hat sich eine grosse Menge der Quellen angehäuft, die auf die Kultur- und Sanitätsgeschichte der Stadt Győr (Raab) wichtige Informationen enthalten. Zu diesen gehört eine Rechnung, die v o m Stadtapotheker (bzw. Regimensapotheker) für Erzbischof von Kalocsa früher Diözesanbischof von Győr, Demeter Náprágyi von den durch seine mehrmonatige Behandlung verbrauchten Medikamenten zusammengestellt wurde. Das publikationreife Dokument zugleich ermöglicht die Informationen über die Ärzte und Apotheker der Stadt im X V I — X V I I . Jh. zu überblicken. Győr (Raab) hatte trotz der Oberhoheit des Domkapitels und des Bischofes in der ersten Hälfte des X V I . Jahrhunderts mehrere wichtige königliche Privilegien, und sie gehörte zur Reihe der bedeutsamen Marktflecken Ungarns. Das ist auch durch ihre wirtschaftliche Bedeutung und ihre weltliche und geistliche Verwaltungsrolle bewiesen. Nach der Ausdehnung der türkischen Eroberung in Ungarn war die Stadt bald zu einem Schlüsselpunkt zu einer sg. Festungsstadt, des Abwehrsystems Österreichs aus gebaut worden. Damit sind nicht nur mächtige Bauarbeiten, sondern such eine gesellschaftliche Umgestaltung der Bevölkerung mitgekommen. Neben der Zivilbevölkerung sind eine ständige Garnison, über 1000 Männer und der Verwaltungs und Verpflegungspersonal (Beamten, Handwerker, Knechte usw.) zu einem entscheidenden und eige nartige Ansprüche schaffenden Faktor der städtischen Gesellschaft geworden. Das Militär im grössten Teil von deutscher Nationalität hatte entsprechend seiner militärischen Subordination eigene Gerichts und Sanitätsorgane, eigenen Seelsorgedienst. Der RegimenLschultheiss und die Gerichtsgeschworene, der Regimentskaplan waren die angenommenen Mitglieder der militärischen Einheiten. Der Arzt und der Apotheker in der Festungstadt wurden ebenfalls vom Hofkriegsrat bezahlt. Die Chirurgen (damals Barbiere genannt) hatten meist eine eigene Zunft und sie als die Mitglieder der Bürgergemeinschaft gegolten sind. Der erste Regiments- (bzw. Stadt) Apotheker in Győr, Oswald Khöbel ist vor uns im Jahre 1548 aus einem an seinen Freund in Pressburg gerichteten Brief bekanntgeworden. Er war Hausbesitzer. Fast einen halben Jahrhundert später, in 1595, beklagte sich die Witwe des Apothekers Hans Haberkorn über eine Schuld vom Generalhauptmann Ferdinand Grafen Ilardegg. Der Apotheker hatte am Jahrhundertswende ein eigenes Haus, das auf einer Liste von 1601 erstmal erwähnt wurde. János Bakos, ein Bürgersohn hat sich nach der türkischen Besitzungszeit (1594—1598) das Haus seines 1
2
3
4
1
Gecsényi Lajos: A X V I — X V I I . századi magyarországi városfejlődés. Az erődváros keletkezése In: Emlékkönyv Unger Mátyás egyetemi tanár tiszteletére (Zur Problematik der Städteentwicklung in Ungarn in X V I — X V I I . Jh. Die Entstehung der Festungstadt. In: Festschrift für Universitätsprofessor Mátyás Unger. Bp. 1992. Villányi Szaniszló: Győr-vár és város helyrajza, erődítése háztelek és lakossági viszonyai a XVI. és XVII. században Győr, 1882. (Topographie, Befestigung, Haus- und Bevölkeaingsverhältnisse der Festungstadt Győr im X V I — X V I I . Jh.) S 83—90. Archív Mesta Bratislavy. (Stadtarchiv Pressburg) Urkunden No.6211. ' Niederösterreichisches Landesarchiv, Wien. Ständische Akten V I I . 26. fol.30. 2
3
Vaters — „nahend der Apotheggen" — zurückgefordert. Wo sich dieses Haus in der Stadt befindet hatte, es ist nicht bekannt, weil es im Grundbuch aus dem Jahre 1567 noch nicht eingetragen war. Im Jahre 1580 war ein Vorschlag von Generalhauptmann Andreas Teuffei dem Hofkriegsrat sowie der Hofkammer über die Etablierung eines Arztes fürs Militär in Győr eingebracht. Zugleich wurde es empfohlen, Benignus Pfauser ehrzusetzen. 1581 war Nicolaus Pistalocius der Arzt in Győr. Er konnte ein wohlhabender Mann sein, weil er dem kaiserlichen Ärar für die Besoldung der deutschen Soldaten 100 Gulden dargeliehen hatte, In 1584 hat der Hofkriegsrat über die Besoldung von Medicus Stanislaus Rolandt verfügt. A u f der schon erwähnten Liste von 1601 tauchte auch ein gewisser „Andreas Muschler, der Arzney Doctor" auf. Nach der türkischen Besitzung hat der Wiederaufbau der Stadt lange Zeit durch gedauert. Im Jahre 1610 wurde das Jahresgehalt neuerlich für den Arzt, Caspar Carrati aus der Kasse des Hofkriegsrates gezahlt Er war in 1615 von Dr. Hyeronimus Göllner abgelöst. In den Jahren 1612 und 1613 wütete eine grosse Pestepidemie in Győr, da geschah der Instandsetzung des Militärspitals. Dazu hat der Generalhauptmann Hans Breuner (Preiner) auch einen Geldbeitrag des Bürgertums Anspruch genom men, weil der Spital seiner Meinung nach der Bürgerschaft zugute gekommen war. Mit Namen des Apothekers Hans Caspar Beuttel oder Beithell (in anderen Quellen ist er auch nach ungarischem Namensform geschrieben: Paitely), des Zeitgenossen von Dr. Göllner, ist die erwähnte Medikamentenrechnung verbunden. Beuttel hat an die Ungarische Hofkammer in Pressburg in April 1619, später auch an die Hofkammer in Wien für die Auszahlung der Medikamentenspesen vom Bischof Náprágyi (in Wert 81 Taller und 42 Denar) ein Gesuch eingereicht. Die Rechnung ist dem Gesuch an die Hofkammer zu Wien beigelegt. Náprágyi fungierte als Bischof von Győr ab 1606 bis zum seinen Ableben i m Jahre 1619. Während dieser Zeit hat er meist in der Stadt geweilt. Im Frühjahr 1618 wurden einige Medikamenten ihm von Dr. Göllner verordnet, später aber seine medikamentöse Behandlung ständig geworden sind. In Feber 1619 wurde eine Salbe von Pressburger Arzt, Dr. Pucho für den Bischof verordnet. In der Rechnung sind insgesamt 51 Ansätze aufgezählt worden. Der erste Ansatz ist vor 30. März 1618 datiert, der letzte nach 27. Feber 1619, beide ohne genauerem Datum. Über den Apotheker Beuttel ist übrigens bekannt, dass er in 1611 auf dem sg. Domkapitelhügel (in der ehemaligen inneren Burg) gewohnt hat. Hier wurden auch das Haus des Apothekers Paul Lackner 5
6
7
8
9
10
11
12
13
5
Győr-Moson-Sopron Megyei Levéltára (Komitatsarchiv Győr-Moson-Sopron, Győr) Städtische Grundbücher N o . l (1567) Magyar Országos Levéltár (Ungarisches Nationalarchiv), Budapest. Magyar Kamara Archívuma (Archivum der Ungarischen Hofkammer) Városi és kamarai iratok Fol. Lat. 1223. H K A Hoffinanz Ungarn. Protokolle Bd. 356. (Exp.) fol. 120. H K A Hoffinanz Ungarn. Protokolle Bd. 392. (Reg.) fol. 316. Rolandt wurde erwähnt, als inskribierter Student an der Wiener Universität, am 14. April 1575. Er führte also seine Studien in Wien und dorther einige Jahre später als Militärarzt nach Győr gekommen ist. Die Matrikel der Universität Wien. Bd. I I I . Bearb. Franz Gall und Willy Szaivert, Wien, 1971., S. 167. siehe die Anmerkung 5. Österreichisches Staatsarchiv, Wien, Hofkammerarchiv, Hoffinanz Protokollen Bd. 639. fol. 686. und fol. 891., weiterhin Kriegsarchiv Hofkriegsprotokollen Bd. 223. fol. 170. Österreichisches Staatsarchiv, Wien. Hofkammerarchiv, Hoffinanz. Protokollen Bd. 659. fol. 153. Östeneichisches Staatsarchiv, Wien. Kriegsarchiv, Hofkriegsratakten Reg. 1613 Nov. 53. Gesuch Bettels an die Ungarische Hofkammer: Magyar Országos Levéltár, Budapest. (Ungarisches Nationalarchiv) Magyar Kamara Archívuma (Archivum der Ungarischen Hofkammer) Benignae resolutiones No. 590., sowie Gesuch an die Hofkammer in Wien: Österreichisches Staatsarchiv, Wien. Hofkammerarchiv. Hoffinanz. Ungarn. RN 118. 1619 Mai fol. 73—81. Beuttel/Peitel ist vielleicht mit Joannes Peitl identisch, der in April 1572 Student an der Wiener Universität gewesen war. Die Matrikel... BD. IV., Wien 1974,m S. 160. 6
7
8
9
10
11
12
13
im Grundbuch vom 1617 und das Haus des Apothekers Bretnaw (zweiter Mann der Witwe Lackners) in einem Verkaufbrief von 1621 erwähnt. Also die Reihe der Regimensapotheker (bzw. der Stadtapotheker) war jahrzehntelang ununterbrochen. 14
ANHANG Verzeichnus Was Ihr Fürstlich Genaden Herren erzbischof alhier aus der Apotecken gereicht worden: 15
Anno 1618 Marti 30 November 14
December 9 Anno 1619 den 1 January den 7 dito January 13
Verodnet ihm der Herr Doctor Gollner alhier ein lotwerg vor die huesten und geschwulst des Magens Ein purgier drouckel von Rhabarbara per Ein schafft vor die Hiz mit Citronenschaft und köstüchen hp per Ein Kreuter Säcklein 2 mal zugericht von Rhabar Item andere Morselles von Perl von Aneissöll per Sterck Morsellen mit Cimetöll per Ein triet zur herzstreckung per Zeltel von Edelgestein Ein Rosenzucker zur Herzstreckung per Ein Klaret so 2 mal zugericht vor die Geschwulst ein Kreuter Säcklein von Rhabar per
-2 -TU 1 Thl
25 58 52 52
Ein Klaret drouckel vor die Geschwülst Item weissen Zucker Candel 6 lott L per 6 d ein Klaret drouck vor die Gelbsucht Ein Säcklein in denwin zubrauchen von köstlichen hp per
1 TU 2 TU 1 TU
40 36 52 46
1 Tbl 1 3 2 2 1 1
Tbl Tbl TU Thl TU Thl
-
82 20
d d
52 20 50
d d d
-26
d d d d d d
d d
d
14
Győr-Sopron Megyei Levéltár Győri Levéltára (Komitatsarchiv Győr-Moson-Sopron, Győr) Győri Székeskáptalan Hiteleshelyi Levéltára. Felvallási jegyzőkönyvek. (Öffentliches Archiv des Domkapitels von Győr. EinvemahmenprotokoUen) Bd. 7. fol. 416. Die bekannte Apotheke des Jesuiten-Ordens in Győr entstand in der Mitte des XVII. Jahrhunderts. Siehe darauf Bogcha—Nóvák Zoltánné: A győri Széchenyi múzeumpatika (Széchenyi Museum—Apotheke in Győr) In: Győri Tanulmányok (Beiträge von Győr) Bd. 5. Győr, 1983. S. 235—245. 1641 April: Erasmus Mittelbach „Ordinarius medicus" — KA HKR Protokolle Bd. 285. OReg.) fol. 130. Zum Schluss werden die Namen der bekannten Ärzte und Apotheker von Győr aus dem XVII. Jahrhundert hier aufgezählt: 1641: Erasmus Mittelbach „Ordinarius medicus" (Österreichisches Staatsarchiv, Wien. Kriegsarchiv, Hofkriegsprotokollen
Bd. 285. fol. 130.
1644: Johannes Klock „doctor philosophiae et medicináé SCRM presidii Jauriensis" (Győr—Moson—Sopron Megyei Levéltár Győri Levéltára — Komitatsarchiv Győr—Moson—Sopron, Győr, Győri Székeskáptalan Hiteleshelyi Levéltára — Öffentliches Archiv des Domkapitels von Győr. Felvallási jegyzőkönyvek — Einvernahmenprotokollen.
Bd. 9. fol. 149.)
1670: Johann Adam Spenholz „doctor philosophiae et medicináé" (Tolna Megyei Levéltár — Komitatsarchiv Tolna, Szekszárd Familienarchiv Gindly. VI/94.) 1689: Ferdinand Knien „doctor medicináé et philosophiae" (Einvernahmenprotokollen Bd. 14. fol. 390.) 1695: Mathias Ignatz Becker „doctor medicináé Jauriensis" (Einvernahmenprotokollen Bd. 12. fol. 97.) 1687/1698: Johannes Cristian Auer „philosophiae et medicináé doctor presidii Jauriensis" (Einvernahmenpro tokollen Bd. 15. fol. 305.)
1650: Siegfried Ludeck „apothecarius" (Einvernahmenprotokollen Bd. 10. fol. 117—118. 1693: Mathias Schmidt „apothecarius" (Einvernahmenprotokollen) Wortgetreue Edition. Die Kürzungen heissen Thl:Taller, d: denar
15
16
dito 14
dito 18
dito 24
Februári 12
dito 23
Anno 1619
January 3
February 27
Item wie ihr fürst Gnaden nach Gesseo gereist ist ein Salben den leib zu schmieren per Item ein Pflaster über den ganzen leib per Morsellen von Perl, Bisem und Zimet öll 2 mal zugreicht per Mehr einen triet von perl und edelgestein von Aneissol Ein Pflaster zum Beil per Ein Balsam Buchsei mit Schlag, Zimet, Negel und Zitronen Balsam per Ein Magen Pflaster von den durchlauff per Item ein Brustsalben per Item ein lotwerg vor der durchlauff von köstlichen hp per Ein biustsafft vor das stechen per Mehr ein salben die brüst zu schmieren Mehr ein ander biustsafft vor das stechen und Geschwulst Verordnet der Herr Doctor Pucho von Pressburg ein Salben zu schmieren so 2 mal zugericht per Item ein Säckel auff den Leib zulegen per Ein Köstlichen ein Schlag zu ihr F:G: wein gehörig 2 libra per Item ein Köstliches Pulvers von Magister Perlarund Bc Zoar Einen Umbeschlag auff das herz und buls von Bisem und Ambro 2 mal zugericht per Nirnberger lebkuchen und bisioten per item 2 Kristiren zugericht Mehr Zeltel vor die huesten und stechen per dem Heran Bisky auss bevelich Ir: F:G geben worden Ein Pulverl in die Nasen per Ein Pflaster zum Halss per Ein Purgelwasser 2 mall zugericht per Rosen honig 2 lott 4 mal geben per Item ein Salben zum Rückgradt per Weinschadel 3 lot 2 mal per ein purgier trauckel von Rhebarbara per Item ein Lenden Salbei per Besottenesswasser 4 mal zugericht per Eingemachte Kitten per Mehr gesotten Wasser 2 bindt per auff die Reiss weinschadel zeltel 4 lot pro Ein triet mit Aneissöll per • dem Herren Kemmerling ein Ausszug ubergeben so gewürz genommen worden in die Kuchel auss bevelich Ihr F:G: per wachs Kerzen 1/2 libra per Item Spiconort öll 1 1/2 lot und 4 lot Kouchkerzen per Summa
1 2 6 3
'Thl Till Thl Thl
-
-
4 1
Thl Thl
90 16 24 36 96
d d d d d
-25 -d
- - --1 Thl
60 92 48 48 26
d d d d d
1
Thl
-2
-
60 96 32
d d d
-
5
Thl Thl
3
Thl
-3
24 Th 160 24
-dd
-12
-
-
-
- - - --- - --1
-
-Thl -
- -
- --- 10 Thl
-81 --Thl
d
16 72 48 42 36 62 20 10 22 50 32 48
d d d ci d d d d d d d d d
37 29 40 42
d d d d
DHA Gehorsamer B: dienstwilliger Johan Caspar Bejthell apotecker alhier mp
14
Es geht hier um Schloss Kesző, im Komitat Sopron, den der Bischof von Győr besass und diente oft als Aufenthaltsort für den Bischof.
ÖSSZEFOGLALÁS A szerző Győr városára vonatkozó helytörténeti kutatásai során a különböző levéltárakban számos kulturális és egészségügyi vonatkozású iratra bukkant. A tanulmányban publikált gyógyszerszámla az Osztrák Állami Levéltár mélyén rejtőzött, és már azért is megérett a publikálásra, mert módot ad szá munkra, hogy bepillantsunk a gyógyítás 16—17. századi történetébe, úgy a felhasznált gyógyszerek, mind a költségek vonatkozásában. A számla összeállítása Hans Caspar Beuttel vagy Beithell (magyaros írásmódja másutt: Paitely) Győr városi gyógyszerész nevéhez köthető. Beuttel 1619 áprilisában a Magyar Udvari Kamarához, később a bécsi Udvari Kamarához nyújtott be kérvényt Náprágyi Demeter kalocsai érsek korábban győri püspök gyógyszerköltségei kifizetésének tárgyában, 81 tallér 42 dénár értékben. A számla összesen 51 tételt sorol fel, amelyek 1618. március 30. és 1619. február 27. között az érsek állandó gyógykezelésére szolgáltak. A dokumentum publikálása mellett a tanulmány közli a Győr városában 1641 —-1693 között működő neves orvosok és gyógyszerészek névsorát, amelyet a szerző szintén levéltári kutatásai alapján állított össze. Dr. Lajos Gecsényi Ungarischer Archivdelegierter beim Österreichischen Staatsarchiv A—1010 Wien, Minoritenplatz 1.