GYÖNGYI TÖRÖK
Die Madonna von Toppertz, um 1320-30, in der Ungarischen Nationalgalerie und das Phänomen der beweglichen Christkindköpfe
Die sog. Erste Madonna aus Toppertz (Toporc, Toporec), um 1320-30, eine der wichtigsten Holzskulpturen des 14. Jahrhun derts aus dem ehemaligen Komitat Zips des Königreichs Ungarn, steht schon seit Längerem im Blickpunkt des internationalen For schungsinteresses. Die Ursache dafür ist einerseits, dass sie als eines der östlichsten Beispiele des Einflusses der französischen Kathedralskulptur anzusehen ist, andererseits, dass sich mit ihr eine ganze Gruppe von topographisch und stilistisch nahe ste henden Madonnen in der Zips und in Kleinpolen verbinden läßt. Viel diskutiert wurden in letzter Zeit die Fragen des Stils und der Datierung. Hingegen wurde einem, auf den ersten Blick rein tech nischen Detail, nämlich dem beweglichen und herausnehmbaren Köpfchen des Christkindes, wenig Aufmerksamkeit gewidmet. Ein derartig eigenartiges Kinderköpfchen findet man nicht nur bei der Toppertzer Madonna, sondern auch bei der ihr in jeder Hin sicht naheststehenden Madonna aus Rießdorf (Ruszkin, Ruskinovee) und bei der gleichfalls aus der Zips stammenden Madonna 1
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aus Pudlein (Podolin, Podolincc). Mit den Madonnen von Top pertz und Rießdorf läßt sich stilistisch die sog. Dritte Madonna aus Neusandetz (Ujszandec, Nowy Sacz) in Kleinpolen verbin den, die höchstwahrscheinlich auch ein solches Christkind mit be weglichem Kopf im Arm gehalten haben wird. Bekannt als entfernter Vergleich ist die frühe französiche Madonnenstatue im Louvre, wo außerdem der Kopf der Maria herausnehmbar ist. Dank neuer Forschungen ist die Zahl der schwedischen Beispiele verblüffend groß. Dieser Gruppe von Madonnenfiguren mit be weglichen Kinderköpfen läßt sich eine niedersächsiche Skulptur einer Madonna oder Heiligen (Köln, Schnütgen Museum) an schließen, die entsprechend konstruiert ist. Die genannten Skulpturen, die im folgenden ausführlich besprochen werden, stammen ungefähr aus der Mitte des 12. bis zur Mitte des 14. Jahrhunderts und lassen auf einen alten, dann während der Spätgotik aus der Mode gekommenen Brauch folgern.
1. Die sog. Erste Madonna von Toppertz,
2. Rückseite der sog. Ersten Madonna
3. Die sog. Erste Madonna von Toppertz,
Detail
von Toppertz
Detail mit dem ovalen Loch zur Bewegung des Christkindkopfes
Die Madonna aus Toppertz (Farbtafel I I , Abb. 1-8) wurde 1967 teilweise restauriert. Die rechte Hand Mariae, sowie die segnende Rechte und die den Reichsapfel haltende Linke des Christkindes sind als barocke Ergänzungen erkannt und somit ent fernt worden. Nach alten Fotos fugten sich diese später entstan denen Teile logisch in die Komposition ein und gaben eher eine Vorstellung von dem wahrscheinlich recht ähnlichen ursprüngli chen Aussehen der Madonna, die eine Krone getragen hat. Heute existiert nur noch der unterer Reif der Krone, in dem die Spuren von Zapfen auf ursprünglich angesetzte Kronenblätter verweisen. Diese hohe Bekrönung wird der ganzen Figur einen graziöseren Eindruck verliehen haben. Dementsprechend betrug die Gesamt höhe der Madonnenfigur etwas mehr als die heute meßbare von 115,5 cm. Die vordere Seite des Gesichtes der Jungfrau war schon ursprünglich wegen Holzproblemen maskenartig angesetzt und mit zwei eisernen Nägeln befestigt, was die Fotos der Restaurie rung von 1967 eindeutig zeigen. Bei der linken Schulter Mariae hat ein Ast im Lindenholz schon von Anfang an Probleme verur sacht, die alte Schulterergänzung folgt wohl der ursprünglichen Konstruktion. Die Figur des Christkindes ist aus dem Holzstamm der Marienfigur gearbeitet, nur die Hände und der Kopf sind extra angesetzt worden. Der leicht herausnehmbare Christkindkopf mit dem angear beiteten Zapfen, aus einem Holz, hat am Hals zwei Kerbebänder und mißt insgesamt 28,3 cm, wovon auf die Länge des polychromierten Kopfes 10,8 cm fallen und auf die des Zapfens 17,5 cm. (Abb. 7-8) Der Zapfen ist gut ergreifbar und hat eine fettige Oberfläche, was auf eine häufige Benützung, bzw. Handhabung hinweist. Der Durchmesser des Halses beträgt 5 cm, bei der obe ren Nut 4,5 cm, der unteren 4,1 cm. Der Zapfen verjüngt sich nach unten konisch, ist in der Mitte 2,5 cm breit, ganz unten nur 2,2 cm. Dieser Zapfen passt in das oben 5,5 cm breite und 21,8 cm tiefe, nach unten enger werdenden Loch am Hals des Christ kindkörpers und ist zusätzlich von einem anderen, 8 cm unter der rechten Schulter am Rücken des Christkindes befindlichen Loch erreichbar. Dieses Loch hat eine ovale Form, dessen Höhe 3 cm, die Breite 1,6 cm beträgt (Abb. 3, 5). Von diesem, dem frontalen Betrachter verborgenen Loch aus war das Köpfchen des Christkindes mit Hilfe einer Schnur nach rechts und links zu bewegen. Die Figur der Madonna weist nur noch Reste der ursprüngli chen polychromen Fassung auf. A u f dem Mantel befinden sich Spuren von silbernem Lüster, der mit Goldlack einen vergolde ten Eindruck erweckt haben wird. Bedauerlicherweise ist weder der Gesichtausdruck der Mutter noch des Kindes original erhalten, auch die Augen der Madonna sind weitgehend restauriert. Jedoch verleiht die geschwungene Form des Mundes beiden Gesichtern einen fröhlichen Ausdruck, Maria und das Christkind sind offen bar in einer innigen Beziehung dargestellt. Der auf die Schulter der Maria fallende, gekräuselte Schleier unterstreicht ihr liebli ches Aussehen. Das Christkind trägt ein langes Kleid, das hinten eine Kapuze hat (Abb. 1). Es sitzt auf dem von der Linken Mari ens gehaltenen Mantelbausch, der über ihrer Rechten eine Ent sprechung findet. Die dadurch entstehenden vorderen Schüssel falten, wovon drei grössere nach unten immer weiter vorkragen, betonen die leicht geschwungene „ S " Linie der Figur. Die Skulptur stammt aus dem Ort Toppertz im Poprader Tal, 15 km nordöstlich von Käsmark (Késmárk, Kezmarok). Die Pfarr kirche, den Aposteln Philipp und Jakobus geweiht, wurde in den 3
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4. Die sog. Erste Madonna von Toppertz (Toporc, Toporec), um 1320-30. Budapest, Ungarische Nationalgalerie
5. Die sog. Erste Madonna von Toppertz, Detail mit dem Loch
6. Die sog. Erste Madonna von Toppertz,
zur Bewegung des Christkindkopfes
Detail ohne Christkindkopf
Jahren 1303-26 gebaut, somit könnte die Madonnenfigur zur er sten Ausstattung gehört haben. In nächster Nachbarschaft, 9,5 km südöstlich von Käsmark liegt Rießdorf. In der dortigen gotischen Kirche, der hl. Agnes ge weiht, deren älteste Teile aus dem 13. Jahrhundert stammen, stand bis 1952 eine ähnliche Madonna auf einem barocken Nebenaltar. Dann gelangte sie in die Servatiuskirche in Menhardsdorf (Ménhárd, Vrbov) und 1972 in die Slowakische Nationalgalerie nach Pressburg (Abb. 9-13). Diese 137 cm hohe Madonna, deren In karnat genauso wie der des Christkindes ziemlich gut erhalten ist, vertritt den gleichen Typus und stammt wohl aus derselben Werk statt, ungefähr aus derselben Zeit, wie die aus Toppertz. Sie un terscheidet sich von dieser nur durch die etwas flachere Bearbeitung und die schon dadurch gestreckter wirkenden Pro portionen. Der Kopf des Christkindes ist genauso herausnehmbar wie bei der Toppertzer Madonna. Obwohl der Zapfen etwas kür zer ist, womöglich später abgesägt, hat er am Hals zwei ähnliche ringförmige Kerben und ist von der Rückseite der Madonna durch ein Loch bewegbar (Abb. 10, 12-13). Das archaische Lächeln, die mandelförmigen Augen und dünnen Augenbrauen Mariens kommen hier durch den erhaltenen Inkarnat gut zum Ausdruck und helfen bei der Vorstellung des ursprünglichen Aussehens der Toppertzer Maria. Die Behandlung des Schleiers und besonders der Haare am Hinterkopf des Kindes sind bei beiden Madonnen ganz ähnlich. Die Form der Haarlocken erinnert an gleichzeitige Büstenreliquiare der Goldschmiedekunst. Dem Typus dieser Madonnen folgt die 120 cm hohe sog. Dritte Madonna in der Pfarrkirche St. Margarete in Neusandetz im benachbarten Kleinpolen, die schon etwas später, um 1330-40 entstanden sein könnte (Abb. 14). Obwohl ich den Kopf dieses Christkindes nicht aus Autopsie kenne, halte ich es auf Grund der Fotos, vor und nach der Restaurierung, die verschiedene Kopf haltung des Christkindes zeigen, für sehr wahrscheinlich, dass auch dieses Jesuskind einen beweglichen Kopf mit angearbeiteten Zapfen hat. Das zeitlich nächstfolgende und von Toppertz nur einige K i lometer entfernte Beispiel ist die gnadenbildartig verehrte Ma5
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donna auf dem barocken Hochaltar der gotischen Kirche Him melfahrt Mariae in Pudlein. Sie könnte um 1350-60 entstanden sein (Abb. 15-17). Wie die restauratorischen Untersuchungen bewiesen haben, ist bei dieser 130 cm hohen Madonnenfigur mit Sicherheit der Kopf des Kindes beweglich. Der Zapfen ist bei nahe so lang, wie beim Toppertzer Christkind und hat auch die doppelten Kerben. Abweichend von den früheren Beispielen folgt die Blickrichtung der Augen des Christkindes der seitlichen Be wegung. 1980 hat man vom Loch am Rücken des Kindes eine Schnur herausgezogen, die zwischen den Kerben am Hals her umläuft, womit die Bewegung für eine Präsentation nachvollzo gen werden konnte. Obwohl der Typus des mit einem langen Hemd bekleideten Christkindes den früheren Beispielen sehr ähn lich ist, hat Maria nicht mehr die zum Kind geneigte Kopfhaltung sondern schaut frontal auf den Betrachter. Ihr Gesichtstypus ist eher voller und ovaler geworden, ihr Körper schlanker und die Schüsselfalten sind nicht mehr so tief und laufen nicht mehr so weit nach unten, was mit der späteren Entstehungszeit zu erklären ist. 8
Für die Madonnen von Rießdorf und Pudlein, die innerhalb eines Barockaltares aufbewahrt wurden, ist ein Jahrhunderte an dauernder Kult zu belegen. Die beweglichen Christkindköpfe der anderen Madonnen sprechen dafür, dass auch sie von Anfang an Gegenstand einer ganz speziellen Verehrung gewesen sein mussten. A u f der Suche nach ähnlichen Lösungen stößt man auf un terschiedliche Erklärungen. Das früheste Beispiel für einen abnehmbaren Kinderkopf findet man bei einer der schönsten frühen Holzskulpturen des Louvre, der thronenden Madonna mit dem Christkind auf dem Schoß, mittelfranzösisch, aus dem zweiten Viertel oder der Mitte des 12. Jahrhunderts (Abb. 18-21). Hier hat zudem nicht nur der Kopf des Christkindes einen langen angearbeiteten Zapfen, son dern auch der Kopf der Madonna mit einem dickeren, kürzeren Zapfen ist herausnehmbar. Obwohl beide Köpfe für einen späte ren Ersatz aus dem 13. Jahrhundert gehalten werden, folgen sie wohl sehr überzeugend den verlorenen Originalen. A m Zapfen des Christkindkopfes befinden sich keine Spuren einer Fixierung, 9
7-8. Christkindkopf der sog. Ersten Madonna von Toppertz
es gibt auch keine Kerben darauf, wie auf unseren Beispielen. Der Kopf der Madonna ist über dem Körper so fixiert gewesen, dass leicht abnehmbar geblieben ist. Im Körper der Maria ist eine Re liquie aufbewahrt gewesen, die von der Brust der Maria zugäng lich war. Die Literatur hat dem herausnehmbaren Kopf des Christkindes der Louvre-Madonna zwar keine besondere Aufmerksamkeit ge widmet, hat aber eine ganze Gruppe von ähnlichen sitzenden und häufig Reliquien bergenden französischen Madonnen des 12. und 13. Jahrhunderts mit abnehmbaren Marienköpfen behandelt. Alle weisen eine der Louvre Madonna ähnliche, gut sichtbare hori zontale Trennung des Madonnenkopfes auf wie zum Beispiel die
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sog. Morgan Madonna in New York. Diese sitzenden Madon nen sind alle frontal konzipiert und gehören zu dem Typus der „Sedes sapientiae", wo Maria selbst als Thron für Christus dient. Das Christkind, das in vielen Fällen die Bibel oder das Evangeliar gehalten haben konnte, repräsentiert die göttliche Weisheit und Gerechtigkeit. Man muss gleich anmerken, dass unter allen diesen Christkindern, der Gesichtsausdruck desjenigen im Louvre am wenigsten hieratisch und eher von einem Lächeln gekennzeichnet ist. Dieser französische Skulpturentypus wurde nicht nur auf dem Altar verehrt, sondern in Prozessionen innerhalb und außerhalb der Kirche häufig bewegt. Von vielen solchen Prozessionen sind Wunderberichte überliefert. Die Madonnen konnten außerdem zu
9. Rückseite der Madonna
10. Rückseite der Madonna von
von Rießdorf
Rießdorf mit dem Loch zur Bewegung des Christkindkopfes
verschiedenen Orten getragen werden zum Ansporn für Stiftungen zur Reparatur oder Umbau einer Kirche; während des Krieges sind sie zum Schutz der Stadtmauern herumgetragen worden. Zeitgenössische Quellen überliefern die Verwendung derarti ger Figuren an christlichen Festtagen nicht nur in Prozessionen, sondern auch in liturgischen Dramen. So zum Beispiel huldigten die Hl. Drei Könige, die von Klerikern verkörpert wurden, vor solchen Skulpturen der „Sedes sapientiae", wo sich ein Zwiege spräch zwischen den Teilnehmern entspann." Erklärungen gab es bis jetzt nur für den abnehmbaren Marien kopf, und zwar zur Erleichterung des Anklcidens an besonderen Festtagen, oder anläßlich von Prozessionen, wie es von Aubert, Lorenzelli und Wirth vorgeschlagen wurde. Um auf den be weglichen Kopf des Christkindes der Louvre-Madonna zu rückzukommen, scheint es sehr wahrscheinlich, dass auch diese Besonderheit mit der wundertätigen Kraft und der besonderen Verehrung der Skulptur im Zusammenhang gestanden sein muss. Tângeberg berichtet darüber, dass im Falle einiger schwedi schen Sitzmadonnen aus der Mitte des 13. Jahrhunderts sich eine seltsame, bisher nicht beachtete Art von Anstückungen von Köp fen der Christkinder technisch nicht erklären läßt. Eines der schönsten Beispiele von diesen ist die 109 cm hohe sitzende Ma donna in Kiaby (Abb. 22-26), die mit dem Körper des Christkin des zusammen aus einem Stück Eichenholz geschnitzt worden ist. Der Kopf des Jesuskindes ist mit einem 16 cm langen Zapfen zu sammen extra gearbeitet und wurde in den ausgehöhlten Chri stuskörper von oben hineingesteckt. Der Zapfen verjüngt sich nach unten und erinnert in seiner Größe an den des Toppertzer Christkindskopfs, obwohl er oben keine Kerben hat. Tângeberg betont, dass der Kopf nicht wie üblicherweise, mit einem Dübel an der ebenen Fläche des Halses befestigt wurde, sondern die ganze Anordnung vielmehr den Eindruck macht, als sei die Mög12
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11. Die Madonna von Rießdorf (Ruszkin, Ruskinovce), um 1320—30 Bratislava, Slovenská Národná Galéria
12-13. Christkindkopf der Madonna von Rießdorf
lichkeit der Abnahme des Kopfes beabsichtigt. Dass dies auch öf ters geschah, macht die dunkle fettig glänzende Oberfläche des Zapfens deutlich, obwohl damit nicht bewiesen ist, dass der Gebrauch, den Kopf des Kindes abzunehmen, mittelalterlich ist. Tângeberg kennt noch mehrere Sitzmadonnen aus der Mitte des 13. Jahrhunderts, wo entweder ein ähnlicher herausziehbarer Christkindkopf vorhanden ist (Ignaberga, Stenestad), oder gerade das Fehlen des Kopfes eine ähnliche Lösung nahelegt (Ravlunda, Selso, Skog). Im Falle vom Kumlinge ist nur der Kopf des Christ kindes erhalten geblieben. Tângeberg faßt seine Erklärung 1989 folgendermassen zusammen: „Vielleicht wurden diese Madonnen für bestimmte liturgische Zwecke so ausgeführt, dass die Köpfe der Kinder abnehmbar waren. Insofern würde sich dann die »An stückung« der Köpfe in diesen Fällen von anderen unterscheiden, dass sie nicht mit Gepflogenheiten der Holzverarbeitung zu er klären sind, sondern eben bestimmten kultischen Zwecken dien ten." Tângeberg hat in einer späteren Publikation, von 2006, nun das Bekleiden der Skulpturen mit Textilien, als allgemeine Praxis im 12. und 13. Jahrhundert, als wahrscheinlichste Erklärung für die Abnehmbarkeit der Köpfe von Madonnen und Christkindern ge halten." Immerhin ist er sich dessen bewußt, dass man nicht für alle Beispiele eine gemeinsame Erklärung finden kann. Schließlich hält Ulrike Bergmann bei der niedersächsischen stehenden Heiligen oder Muttergottes, um 1280/90, im Schnütgen Museum, den abnehmbaren Kopf, der auf einem langen Zap14
14. Die sog. Dritte Madonna in der Pfarrkirche St. Margarete in Neusandetz (Üjszandec, Nowy Sa^cz), um 1330^40
15. Die Madonna in der Kirche Himmelfahrt Mariae
16. Rückseite der Madonna aus Pudlein mit einer Schnur zur
in Pudlein (Podolin, Podolinec), um 1350-60
Bewegung des Christkindkopfes
fen eingesteckt werden kann, für „seltsam". Sie stellt skeptisch fest, dass die Funktion dieser merkwürdiger Konstruktion bisher nicht geklärt werden konnte. (Abb. 27-30) Dieser auch nach unten konisch zulaufender Zapfen hat allerdings nicht die bisher bekannte, bequem anfassbare runde Form, sondern ist vierkantig bearbeitet. Er ist ehemals mit zwei Dübeln fixiert worden und mit seinem unteren Ecke in der Rückenöffnung sichtbar. Dieses Bei spiel ist für uns deshalb aufschlußreich, weil es aus dem späten 13. Jahrhundert ist, d.h. zeitlich zu unseren Beispielen am nächsten, und die Verwendung dieser Konstruktion bei einer stehenden Figur zeigt, während es sich ja bei den besprochenen französi schen und schwedischen Beispielen um sitzende Figuren gehan delt hat. Damit sind wir mit der Besprechung der bekannten Beispielen der „losen Köpfe" zu Ende gekommen. Aufschlußreich für unser Problem könnten sich noch Madon nenfiguren erweisen, bei denen das ganze Christkind separat und ganz offensichtlich abnehmbar gearbeitet ist. Endemann hat eine ganze Gruppe von solchen skandinavischen, westfälischen und rheinischen Sitzmadonnen des 12-13. Jahrhunderts publiziert, die gnadenbildartig verehrt wurden, obwohl sie keine Reliquie ent haltet haben. Die Provenienzen lassen sich in vielen Fällen mit Zisterzienserinnenklöstern verbinden. Auch aus dem 14. Jahr-
hundert kennt man mehrere Madonnen mit abnehmbaren Kind, so z. B. die Schreinmadonna von Cheyres, um 1330-40. In den Visionen des Mystikers, Heinrich Seuse kann man lesen, dass er bei der Konstanzer Prozession zu Purificatio Mariae ein Jesus kind im Arm gehalten hat, das ihm die herumgetragene Marienfi gur selbst überreicht hat. Nachdem er das Kindlein bewundert hat, gab er es dann seiner Mutter, der Figur, wieder zurück. Christ kindfiguren nahmen in ganz Europa seit dem ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts innerhalb der Festlichkeiten am Tage der Purificatio Mariae eine zentrale Position ein. Im liturgischen Spiel hat man das Christkind Simeon übergegeben, der es auch gewiegt hat. Die entfernbaren Christkinder konnten unter anderem in der Weihnachtszeit in die Krippe gelegt werden, oder am Weihnachts tag am Schluß des Hochamtes auf den Choraltar gewiegt werden. Im Zisterzienserinnenkloster zu Gutenzell hat sich ein stehendes Christkind aus dem 15. Jahrhundert mit beweglichen Armen erhalten, das man am Fest der Beschneidung verwendet hat. Unter dem Einfluß von Legenden und Visionen, in denen Bil der wirklich zur Tat schreiten, wie aus didaktischen Gründen ent stand im Mittelalter die Sonderform der „handelnden Bildwerke", worüber die Publikationen von Johannes Tripps die beste Über sicht bieten. Er berichtet von verschiedenen Figuren, die an Fest-
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tagen im Zentrum der Feiern standen und so konstruiert waren, als ob sie ihre Bewegungen scheinbar von alleine ausführten. Es wird klar dargestellt, „dass jedes hohe Kirchenfest eigene, andere handelnde Bildwerke zur Vergegenwärtigung der Heilsgeschichte benötigt, ...die der Liturgie und den Festtagsbräuchen entspran gen". So wurde z. B. die Figur des Auferstandenen am Himmel fahrtstage an einem Seil durch ein Loch in das Kirchengewölbe hochgezogen. Das Gleiche gilt zu dem Fest der Mariae Himmel fahrt an dem eine Maria Assunta zum Himmel hinaufgezogen wird. Zum Pfingstfest ließ man dann durch dasselbe Loch eine versilberte Heiliggeisttaube in die Kirche niederschweben. Laut Quellen ließ man Engel, die Kerzen in den Händen hielten zur Messe herabstiegen und mit der entzündeten Kerzen empor schweben, genauso schwebten Engel mit Hostienpyxis in den Händen über dem Hauptaltar. Im Grazer Joanneum bewahrt man zwei Leuchterengel, um 1520-25, die durch Schnurzug innerhalb der Figuren zur Wandlung während der Messe läuten konnten. Wir wissen auch von Skulpturen mit neigbaren Köpfen. Unter den Kruzifixen mit klappbaren Armen, die vom Kreuz ins Heilige Grab getan werden konnten, kennt man ein Beispiel aus Grancia in Tessin, vom Anfang des 16. Jahrhunderts, wo der Kopf für sich gearbeitet ist, lose durch eine Schnur im Halsrohr gehalten, und dadurch beweglich, um den Augenblick des Todes Christi drastisch vor Augen zu führen. Auch beim spätgotischen sog. Mirakelmann aus Döbeln in Sachsen, kann der separat gearbeiteter Kopf in eine seitlich abwärtsblickenden Haltung herabsinken. Der Rottenberger Schmerzensmann um 1500 konnte Unterkiefer und Zunge nach vorne herunterkippen. Diese bewegliche Gliederfigur wurde in der Ostcrliturgie mehrmals gezeigt. Die Szenen sind nach Dürers Holzschnittpassionen vorzustellen von der Geißelung und Dornenkrönung zu Ecce Homo, dann Kreuzigung und Grable gung bis zur Auferstehung. 22
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17. Christkindkopf der Madonna von Pudlein
18. Madonna aus Mittelfrankreich,
19. Madonna aus Mittelfrankreich,
20. Kopf der Madonna
21. Christkindkopf der
2. Viertel 12. Jh. Paris,
Köpfe abgenommen
aus Mittelfrankreich
Madonna aus Mittelfrankreich
Musée du Louvre
22. Die Madonna in Kiaby, 13. Jh.
23. Die Rückseite der Madonna in Kiaby
24. Christkindkopf der Madonna in Kiaby
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„Schon 971 hatte sich Foulques, Abt von Loche, ein Evange lienpult in der Form eines mächtigen bronzevergoldeten Adlers machen lassen, der seine Flügel zur Aufnahme des Evangelien buches ausbreitete und ... gleichsam von selbst kunstreich den Hals wie aufhorchend hin und her bewegen [konnte], indem er einen Schrei ausstiess..." Tripps erinnert außerdem daran, dass das Skizzenbuch des Villard de Honnecourt ein solches Evange lienpult mit mechanischem Adler einschließlich Angaben zur Me chanik überliefert. „Legte der Diakon das Evangelienbuch auf den Adler, so konnte er mit Hilfe eines Zugseiles veranlassen, dass das Tier den Kopf von vorn nach hinten zum Text hinwendete, während der Lesung nach rechts und links drehte und am Schluss in die Ausgangsposition zurückkehrte." Obwohl es sich bei un seren Madonnen nicht um eine komplizierte mechanische Kon struktion handelt, ist das obige Beispiel doch aufschlußreich, weil es uns zeigt, dass im Interesse der Vertiefung des liturgischen Er lebnisses ein derartiges bewegliches Bildwerk keine Seltenheit gewesen ist, sondern gerade von der Seite der Kirche gefordert worden war. Das handelnde Bildwerk hat für die Steigerung der Andacht gedient und förderte den privaten Dialog. Überliefert ist vom hl. Franz von Assisi, dass er selbst Bildwerke des Christkindes tief verehrte und mit ihnen sprach. In einem französischen Nonnen traktat um 1300 werden in vier Szenen die verschiedenen Stufen der Meditation oder Andacht (Devotion) illuminiert. Die Nonne kniet zuerst vor einem plastischen Andachtsbild, dann aber in ihrer Vision erscheint ihr Christus selber und redet sie an, was in den
Spruchbändern abzulesen ist. Man kann die Beispiele von den Visionen der Mystiker und Mystikerinnen wo es um einen Dialog geht beliebig fortsetzen. So ist z. B.bei der hl. Birgitta von Schwe den, im Buch der Offenbarungen ein Zwiegespräch zwischen Maria und dem Christkind zu lesen, in dem das Kind seine Mut ter tröstet und von seiner künftigen Passion spricht. Solche Texte
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25. Christkindkopf der Madonna in Kiaby
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26. Madonna in Kiaby, Christkindkopf abgenommen
leben in Ungarn in den archaischen Volksgebeten bis in unsere Tagen weiter. Die wichtigste Rolle Mariae ist aber die Rolle der Vermittlerin. Die betenden und büssenden, vor einer Marienfigur knienden Gläubigen konnten darauf hoffen, dass diese bei ihrem Sohn für sie fürbittet. Eine der bekanntesten Visionen im Zusammenhang damit stammt aus den Legenden des Caesarius von Heisterbach. „... Da sprach die Jungfrau Maria durch den Mund des Bildes (einer farbigen Holzskulptur), so dass man sie deutlich hören konnte, und sagte zum kleinen Sohn. »Süßester Sohn, ich bitte Dich darum, diesem Ritter zu verzeihen.« Aber der Sohn antwor tete nichts darauf und wandte das Gesicht von ihr ab", schließlich hörte er doch auf seine Mutter. 28
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Die Konstruktion der Christkindköpfe der Madonnenfiguren von Toppertz, Rießdorf und Pudlein erweckt die begründete Vor stellung, dass sie zu einem bestimmten Anlaß, versteckt von hin ten mit einer Schnur nach rechts und links zu bewegen waren. Die Besonderheit der Kerben am Hals und das Loch auf der Rück seite erklären eine derartige Funktion eindeutig. Diese Bewegung wird sehr wahrscheinlich einen Dialog begleitet haben, der im Rahmen eines liturgischen Spiels zwischen Maria und dem Christ kind inszeniert wurde. Unter den Marienfiguren kennt man keine ähnlich bewegbaren Lösungen, was auch damit zusammen hän gen kann, dass viele Skulpturen restauratorisch noch nicht in die ser Hinsicht untersucht worden sind. Es kann sich aber auch um einen lokal begrenzten Brauch handeln. Für Letzteres spricht die topographische Nähe der Figuren in der Zips. 30
Um für unsere Christkindköpfe andere Erklärungen zu finden, muss man auch die Frage des Herausnehmens näher in Betracht nehmen. Dafür sprechen bei unseren, ebenso wie bei den schwe dischen Beispielen die Spuren der Benützung. Die Zapfen könn ten durch ein Kleidchen verdeckt gewesen sein, wodurch eine
29. Stehende Heilige oder Muttergottes
30. Rückseite der
aus Niedersachsen, um 1280-90
stehenden Heiligen
Köln, Schnütgen Museum
aus Niedersachsen
27-28. Kopf der stehenden Heiligen aus Niedersachsen
Handhabung des Christkinds gleich einer Handpuppe ermöglicht worden wäre. Zur Befestigung des Stoffkleides könnten die Ker ben am Rand hilfreich gewesen sein. Die ungarische Ethnographie kennt das paraliturgisches Pup penspiel der Geburt Christi, das im Mittelalter noch auf dem Altar und mit sprachlicher Begleitung durch Kostüm tragende „Schau spieler", aufgeführt wurde. Im Zusammenhang mit den schwedischen Beispielen, die keine Kerben am Hals zur Befestigung haben, hat Bengt Stolt auf einen interessanten, auch in das Gebiet der Volkskunde führen den Brauch hingewiesen. Er betont, dass in Schweden auch nach der Reformation die mittelalterlichen Skulpturen in den Kirchen verbleiben konnten und so hält er es auch für möglich, dass die damit zusammenhängenden alten Traditionen und Riten bis in un sere Tage weiterleben konnten. Die Gewohnheit, dass man bei Geburten die Figuren des Christkindes an Hebammen auslieh, hat sich bis ins 20. Jahrhundert erhalten. Es wäre nicht ausgeschlos sen, dass sich diese Gewohnheit auf ältere Traditionen zurück führen läßt. Für das Ausleihen sind ja gerade die herausnehmbaren Kinderköpfe gut geeignet. Auch wenn es möglich wäre, dass auch unsere abnehmbaren Kinderköpfe von Toppertz, Rießdorf und Pudlein für solche Zwecke gebraucht wurden, sind sie dennoch wohl ursprünglich aus einem anderen, und zwar liturgischem Grund entstanden und somit vermehren sie die Typen der be kannten handelnden Bildwerke. 31
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vensku. Zväzok tretí R-Z. Hrsg. Alzbeta Güntherová, Bratislava 1969, 63 (Ruskinovee), 291-292 (Toporec) 6 Johann Michael Fritz: Goldschmiedekunst der Gotik in Mitteleuropa, München 1982, Abb. 216,219. 7 Dutkiewicz hat den Verdienst, die Verwandschaft der kleinpolnischen Madonnen, vor allem der sog. Dritten Neusandetzer Madonna mit dem Toppertzer und Rießdorfer Madonnen erkannt zu haben. V g l . Józef Edward Dutkiewicz: Matopolska Rzezba Sredniowieczna 1300-1450, Krakow 1949, 36, 53, 54, 56, 93, 132, 134, 136, 162, 165, Abb. 73/a-b-c, 74, 76. Kaczmarek: op. cit (in Anm. 2) hat jedoch die Spätdatierungen von Dutkiewicz mit Recht korrigiert. Mir scheint es, dass die Abb. 2 auf S. 36. bei Gyalókay: op. cit. (in Anm. 2) und bei uns den Zustand nach der Restaurierung mit einer anderen Kopfhaltung des Christkindes zeigen, als Abb. 73/ a-b-c bei Dutkiewicz. Laut freundlichen Mitteilung von Zol tán Gyalókay die Skulptur wurde 1953 von Anna Pawlowska restauriert, die Do kumentation war 2007 in Krakow nicht auffindbar. Es ist gut möglich, dass dieses Christkind, genauso, wie das Christkind der Madonna in der Pfarrkirche von Lipnica Murowana (Dutkiewicz: op. cit. 107-108), die von Krystyna SokólGujda 1999-2000 restauriert wurde, auch einen beweglichen Kopf haben könnte. Die obigen Informationen, und auch das Foto der sog. Dritten Neusandetzer Ma donna von St. Stepniewski (1985) verdanke ich Zoltán Gyalókay.
ANMERKUNGEN 1 Linde, 115,5 cm, wenig Reste der ursprünglichen Polychromie, Inv. Nr.: 55.900. Die Skulptur gelangte zwischen 1936-39 vom Budapester Nationalmuseum in das Museum der Bildenden Künste, von dort übernahm sie 1973 die Ungarische Nationalgalerie. Die Bezeichnung „erste" unterscheidet die Figur von der „zwei ten" Madonna derselben Provenienz, die ein Jahrhundert später, um 1420 als typische Verträterin des Weichen Stils entstand und auch zur Sammlung der Un garischen Nationalgalerie gehört. Dénes Radocsay: A középkori Magyarország faszobrai [Holzskulpturen des Mittelalters in Ungarn], Budapest 1967, 17, 26, 220-221 (mit älterer Literatur über die Madonna I); Gyöngyi Török In: Unga rische Nationalgalerie Budapest Alte Sammlung. Hrsg. Miklós Mojzer. Buda pest 1984, Nr. 11; Gyöngyi Török: Gotische Tafelbilder und Holzskulpturen in Ungarn. Führer durch die Dauerausstellung der Ungarischen Nationalgalerie, Budapest 2005, 8, 10. Die beiliegende Studie ist ein Nebenprodukt der Arbeit der Autorin an dem Bestandskatalog der gotischen Tafelbilder, Holzskulpturen und Flügelaltäre der Ungarischen Nationalgalerie. 2 Robert Suckale: Pociatky gotickej skulptury. In: Dusan Buran Hrsg.: Gotika. Dejiny Slovenského vytvarného umenia. Slovenská národná galéria v Bratislave, Bratislava 2003, 121-126, 691 ; Zoltán Gyalókay: Die Madonnenftgur von Dominikowice. Zu den künstlerischen Beziehungen zwischen Kleinpolen und Oberungarn im 14. Jahrhundert; Romuald Kaczmarek: Kleinpolen-SchlesienZips. Einige Bemerkungen zur Skulptur am Ende des 13. und im 1. Drittel des 14. Jahrhunderts. Beide In: Rocenka slovenskej národnej galerie v Bratislave, ga léria 2004-2005 [Jahrbuch der slowakischen Nationalgalerie in Bratislava], Bra tislava 2006, 35-41, 45-54. Bei der stilistischen Orientierung und Datierung unserer Figur hat die Arbeit von Marlene Zykan, die die erste Toppertzer Ma donna das erste Mal mit der Salesianerinnen-Madonna in Wien in Zusammen hang gebracht hat. weiterhin Gültigkeit. Vgl. Marlene Zykan: Zwei gotische Madonnenstatuen und ihre Restaurierung, Österreichische Zeitschrift für Kunst und Denkmalpflege 22 (1968), 171-184. Jedoch ist eine etwas frühere Datie rung der Madonnen vorstellbar, die Salesianerin um 1310-20, Toppertz um 1320-30. Die starke höfische Richtung ist sogar in Frankreich bis 1330 vorhan den. Vgl. Horst Schweigert In: Geschichte der Bildenden Kunst in Österreich, hrsg. Hermann Fillitz, Bd. 2 Gotik, hrsg. Günter Bmcher, München 2000, 332333. Die mündliche Überlieferung des Salesianerinnen-Klosters, die Madonna sei ungarischer Herkunft, stüzt die These, solche Steinmadonnen konnten der Toppertzer Madonna als Vorbild gedient haben. Allerdings blieb aber die Frage nach einem direkten französischen Vorbild offen, auf das sowohl die Madonna im Mittelschiff der St. Lorenzkirche in Nürnberg, als auch die Madonna im Salesianerinnen-Kloster in Wien zurückgeführt werden könnten. Als entferntere „Urtypus" kann man die Madonna von Fontenay bezeichnen, die in Ungarn und in Österreich häufig variiert wurde. Vgl. Jolán Balogh: L'origine du style des sculptures en bois de la Hongrie médiévale, Acta Históriáé Artium 4 (1957) 2 3 1 253, bes. 231; Ich danke Prof. Dr. Gerhard Schmidt und Dr. Marlene StraussZykan für die Konsultation des Problems.
8 Die Pudleiner Figur wurde vom Dipl. Restaurator Bedrich Hoffstädter restau riert. Ihm verdanke ich die Detailfotos und die folgenden Größenangaben. Die Länge des Zapfens von unten bis zum Inkarnat am Hals beträgt 15,7 cm, der ganze Kopf mit Zapfen mißt 24 cm. Das Loch am Rücken des Christkindes hat einen Durchmesser von 1,5 cm; Radocsay: op. cit. (in Anm. 1) 27, 206 (mit äl terer Literatur); Spolocníková: op. cit. (in Anm. 5) 62; Súpis pamiatok na Slo vensku. Zväzok Druhy K-P. Hrsg. Alzbeta Güntherová, Bratislava 1968, 490-191. 9 Nußbaum, 83, 5 x 27 x 35 cm, Inv.Nr.: RF 987; Françoise Baron: Sculpture Fran çaise au Moyen Âge. Musée du Louvre, Paris 1996, 33; Francois Baron: La sta tuaire Mariale du Moyen Âge. In: Dossier de l'Art. Dijon, No. 16, dec. 93 janvier 94, 72-73; Jean-René Gáborit In: La France romane au temps des pre miers Capétiens (987-1152). Paris, Musée du Louvre, 10 mars-6. j u i n 2005, 379-380. Für die ausführliche Information und Fotos der Skulptur nach der Res taurierung bin ich Mme Sophie Guillot de Suduiraut und Monsieur Pierre-Yves Le Pogam zu größtem Dank verpflichtet. 10 Bei keiner dieser Madonnen besitzen wir leider eine Information über die Unter suchung der Chriskindköpfe. Ilene Haering Forsyth: The Throne of Wisdom. Wood Sculptures o f the Madonna in Romanesque France, Princeton 1972, 172 (Nr. 34: Louvre-Madonna), das Buch enthält 28 Skulpturen, die separate Marienköpfe auf weisen; William D. Wixom: Medieval Sculpture at the Metropolitan 800 to 1400, The Metropolitan Museum of Art Bulletin 62 (2005), Nr. 4 (Spring), 12-13 (Morgan Madonna); Charles T. Little, Timothy Husband: The Metropolitan Museum o f Art. Europe in the Middle Ages, New York 1987, 59-60; Richard Hamann: Die Salzwcdeler Madonna, Marburger Jahrbuch für Kunstwissenschaft 3 ( 1927), 77-146, bes. 95-97, Tafel X X X V I I I - X X X I X ; Eine thronende Muttergot tes aus Westfalen vom 2. Hälfte des 12. Jahrhunderts wäre eine Parallele zu fran zösischen Madonnen. V g l . Ulrike Bergmann: Schnütgen-Museum. Die Holz skulpturen des Mittelalters (1000-1400), Köln 1989, 139-140. 11 Forsyth: op. cit. (in Anm. 10) 49-60, bes. 55, 57; Ilene Haering Forsyth: Magi and Majesty: A Study of Romanesque Sculpture and Liturgical Drama, Art Bul letin 50 ( 1968), 215-227; Hans Belting: Bild und Kult. Eine Geschichte des B i l des vor dem Zeitalter der Kunst, München 1990, 335. 12 Marcel Aubert: La sculpture française au Moyen-âge, Paris 1946, 125-126; Jacopo Lorenzelli, Pietro Lorenzelli, Alberto Veca: Custode dell' immagine. Scultura lignea europea X I I - X V . Secolo, Bergamo 1987, 106; Bildersturm. Wahnsinn oder Gottes Wille? Katalog zur Ausstellung im Bernischen Historischen M u seum und im Musée de l'Oeuvre Notre-Dame in Strasbourg. Hrsg. Cécile Dupeux, Peter Jezler und Jean Wirth, Zürich 2000, 145 (Kat. Nr. 6. bei Wirth: Madonna im Genfer Museum, 12. Jh., Einkleidung mit einem Prunkbehang); Auch Courtillé findet das Bekleiden als einen der Gründe für die Abnehmbarkeit der Köpfe. Vgl. Anna Courtillé: Marie en Ouvergne, Bourbonnais et Velay. Cler mont-Ferrand, 1997, 46; Für das Bekleiden der Statuen als mittelalterliche Ge wohnheit vgl. Renate Kroos: Niedersächsischc Bildstickereien des Mittelalters, Berlin 1970, 49 ff, 119 ff.
3 Die Skulptur wurde noch in der Sammlung des Museums der Bildenden Künste zuerst von Kálmán Németh, darauffolgend, im Jahre 1967 von Frau Albert Pécsi restauriert. Die schriftliche Dokumentation gibt keine Auskunft über die Holz konstruktion, interessant sind jedoch die beigelegten Fotos über den zerlegten Zustand, wobei aber vom Christkindkopf kein Foto vorhanden ist. Die Ober fläche wurde chemisch gereinigt, die Reste der ursprünglichen Polychromie teilweise mit Aquarell ergänzt. Den ausziehbaren Christkindkopf mit dem an gearbeiteten Zapfen, der mit einer modernen Schraube befestigt ist, hat mir nach Übernahme der Skulptur in die Ungarische Nationalgalerie 1974 Restaurator József Lakatos gezeigt, der früher neben Kálmán Németh gearbeitet hat. Ihm verdanke ich wichtige holztechnische Beobachtungen. Dank schulde ich auch Prof. Dr. Peter Klein für die Holzartbestimmung, sowie den Fotographen Le vente Szepsy Szücs und Zsuzsa Bokor für die Detailaufnahmen. 4 Für ähnliche maskenartig aufgesetzte Gesichter gibt es schwedische Beispiele vom 13. und 14. Jahrhundert. V g l . Peter Tângeberg: Holzskulptur und A l tarschrein: Studien zu Form, Material und Technik. Mittelalterliche Plastik in Schweden, München 1989, 20-21. 5 Linde, Inv. Nr.: P.1700. Ich verdanke Herrn Dr. Dusan Buran die Anfertigung der Detailfotos der Madonna aus Rießdorf, sowie wichtige Informationen. Die Skulptur wurde von Mária Spolocníková 1973-1975 restauriert. Radocsay: op. cit. (in Anm. 1.) 17, 26, 28, 208 (mit älterer Literatur); Anton C. Glatz: Gotické umenie v zbierkach Slovensej Národnej Galerie. In: Fontes 1. Slovenská Ná rodná Galéria Bratislava, Bratislava 1983, 23-26 (Kat. Nr. 3.), 237-239, 425; Suckale: op. cit. (in Anm. 2.) 121-126, 691-692; Mária Spolocníková: Neznáme gotické Madony na Slovensku, Kosice 2001, 62-67; Sűpis pamiatok na Slo-
13 Tângeberg: op. cit. 1989 (in Anm. 4) 21-23. 14 Tângeberg: op. cit. (in Anm. 4), 23. Mein herzlicher Dank gilt Dr. Peter Tânge berg für die Zuschickung der Fotos der Madonna in Kiaby, sowie für Hinweise auf wichtige Literatur zum Thema des Aufsatzes. Der theoretischer Teil der Dip lomarbeit von Rudolf Göbel unterscheidet technisch eindeutig diese „rätselhafte" Art für die Einsteckbarkeit der Köpfe von anderen Sorten der angesetzten Köpfe und gibt eine gute Übersicht der Literatur. Vgl. Rudolf Göbel: Trennschnitte am
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Hals und am Kopf von hölzernen Skulpturen. Vorgelegt an der Hochschule für Bildende Künste, Dresden 2003. Ich danke Prof. Erwin Emmerling und Resta urator Rudolf Göbel für die Möglichkeit der Einsicht in diese Arbeit. 15 Peter Tangeberg: The enthroned Virgin o f Stora Malm, Södermanland, Sweden. In: Medieval painting in Northern Europe. Techniques, Analysis, Art History. Studies in Commemoration of the 70th birthday o f Unn Plahtcr. Edited by Jilleen Nadolny, London 2006, 59-75, bes. 70. Das Bekleiden der Madonnen wird auch durch die abgeschnittenen Thronpfostenenden belegt. 16 Bergmann: op. cit. (in Anm. 10) 218-219 (Kat. Nr. 40), Höhe der Figur 98 cm, Inv. Nr.:A 822 17 Klaus Endemann: Das Marienbild von Werl, Westfalen 53 (1975) 53-80, bes. 73-74. 18 Johannes Tripps: Das handelnde Bildwerk in der Gotik. Forschungen zu den Be deutungsschichten und der Funktion des Kirchengebäudes und seiner Ausstat tung in der Hoch-und Spätgotik, Berlin 1998, 299, Abb. 15/a-b, Abb. 25. Ich verdanke den Hinweis auf diese wichtige Publikation Frau Dr. Isolde Lübbeke. 19 Tripps: op. c i t ( i n A n m . 18), 69, 73. 20 Peter Jezler: Das „handelnde Christusbild" und seine Verwendung in der städ tischen Zelebration der Herrenfeste im spätmittelalterlichen Deutschland. In: World Art. Themes o f Unity in Diversity. Acts o f the 26th International Cong ress of the History of Art, Washington 1986. Edited by Erving Lavin. Volume III. Pennsylvania and London 1989, 619-622; Die spätmittclalterliche Andachtsob jekte und die damit verbundene Frömmigkeitsfomien basieren wahrscheinlich auf einer bis ins 12. Jh. zu verfolgenden geistlichen Spicltradition. Vgl. Spiegel der Seligkeit. Privates Bild und Frömmigkeit im Spätmittelalter. Ausstellungs konzept und Katalog Frank Matthias Kammcl, Nürnberg, Germanisches Natio nalmuseum 2000; Im Zeichen des Christkinds. Privates Bild und Frömmigkeit im Spätmittelalter. Ergebnisse der Ausstellung Spiegel der Seligkeit. Hrsg. Frank Matthias Kammel, Nürnberg 2003, bes. 37ff; Henk van Os: The Art o f Devotion in the Late Middle Ages in Europe. 1300-1500. Rijksmuseum Amsterdam 19941995, 102-103; Wenig beachtet sind die Krippenspielfigurcn von Krakau. V g l . Marek Walczak: Krippenspielfiguren des 14. Jahrhunderts aus dem an der St. Andreas-Kirche in Krakau gelegenen Kloster der Klarissinen, Uméni 51 (2003) 192-202. 21 Tripps: op. cit. (in Anm. 18) 68. 22 Tripps: op. cit. (in Anm. 18) 25; 141 ff; Johannes Tripps: Der Kirchenraum als Handlungsort für Bildwerke. »Handelnde« Altarfiguren und hyperwandelbare Schnitzretabel. In: Kunst und Liturgie im Mittelalter. Akten des internationalen Kongresses der Bibliotheca Hertziana und des Ncderlands lnstituut te Rome. Rom, 28.-30. September 1997. Hrsg. von Nicolas Bock, u.a., München 2000 (Beiheft zu Römisches Jahrbuch der Bibliotheca Hertziana 33 (1999/2000) 235247. „Allein Pfingsttaubcn, doch vor allem die Palmesel sind uns in ihrer Funk tion als »handelnde« Figuren gegewärtig, denn weder Reformation noch Tridentinum oder Aufklärung konnten ihnen etwas anhaben" (Tripps: op. cit. 2000, 235-236.). Hans-Joachim Krause: „Imago ascensionis" und „Himmel loch". Zum „Bild"-Gebrauch in der spätmittelalterlichen Liturgie. In: Skulptur des Mittelalters. Funktion und Gestalt. Hrsg. von Friedrich Möbius und Ernst Schubert, Weimar 1987, 280-253, Abb. auf S. 337; Iris Wenderholm: Bild und Berührung. Skulptur und Malerei auf dem Altar der italienischen Frührenais sance, München-Berlin 2006, 116-120; Tadeusz Jurkowlaniec: Sfuz Bogu, a diabla nie gniewaj. Rzezby gotyckie na uroczystosc Wnicbowstajnenia w Polsce. In: Artifex Doctus. Studia ofiarowane profesorowi Jerzemu Gadomskiemu w siedemdziesiaJX rocznicç urodzin. Red. Wojcicch Balus, Wojciech Walanus, Marek Walczak, Krakow, 2007. Tom I. 383-395; Dione Flühler-Kreis und Peter Wyer: Die Holzskulpturen des Mittelalters I . Katalog der Sammlung des Schweize rischen Landesmuseus Zürich. Einzelfiguren. Zürich, 2007, 173-205: Handelnde Bildwerke - Christus auf dem Palmesel, Christus im Grab, Kruzifixus mit be weglichen Armen, Auffahrts-Christus. 23 Tripps: op. cit. (in Anm. 22) 238-239; Gottfried Biedennann: Katalog Alte Ga lerie am Landesmuseum Joanneum. Mittelalterliche Kunst. Tafelwerke-Schreinaltärc-Skulpturen. Mit Beiträgen zum technischen Aufbau der Kunstwerke von Günther Diem, Graz 1982,284-285 (Kat. Nr. 180-181), Abb. 173; Jurkowlaniec: op. cit. (in Anm. 22) Abb. 6-7. 24 Gesine und Johannes Taubert: Mittelalterliche Kruzifixe mit schwenkbaren Armen, Zeitschrift des deutschen Vereins für Kunstwissenschaft 23 (1969) 79131, Kat. Nr. 35; Gesine Taubert: Spätmittelalterliche Krcuzabnahmespicle in Wels, Wien und Tirol, Jahrbuch des Oberösterreichischen Musealvereins, Linz 119 (1974) 53-89; Das einzig bekannte Beispiel um 1480, wo genauso das He ilige Grab (Christliches Museum Esztergom), wie der dazu gehörende Kruzifix mit schwenkbaren Armen erhalten geblieben ist, stammt aus der Benediktiner kirche in Garamszentbenedek (Hronsky Benadik) aus dem Gebiet der Bergs tädte des Königreichs Ungarn. V g l . Mária Prokopp: Das Heilige Grab von
Garamszentbenedek, Budapest 1982; Jaromir Homolka: Gotická Plastika na Slovensku, Bratislava 1972, Abb. 32-34; Teresa Perusini: „Descaviglietur curpus totum et detur in gremio Mariae". I crocefissi mobili per la liturgia drammatica e i drami Iiturgici del triduo pasquale. In: Paolo Goi (a cura di), In hoc signo. II tesoro delle croci, Milano 2005, 191-206; Andreas Schulze: Der sogenannte Mirakelmann aus Döbeln in Sachsen, eine bewegliche Christusfigur der Spät gotik. In: Polychrome Skulptur in Europa. Technologie, Konservierung, Resta urierung. Beiträge zur Tagung an der Hochschule für Bildende Künste Dresden. Hrsg. Ulrich Schießl und Renate Kühnen, Dresden 1999, 126-132; Göbel: op. cit. (in Anm. 14) 28; Manfred Koller: Gliederpuppe und Mirakelmann der spätgotische Schmerzensmann von Rattenberg in Tirol, Restauratorenblät ter 26 (2006-2007): „Gefasste Skulpturen - Mittelalter I I . " Hrsg. von der Österreichischen Sektion des International Institute for Conservation. Kloster neuburg 2007. 133-143. 25 Hans Robert Hahnloser, Villard de Honnecourt, Kritische Gesamtausgabc des Bauhüttenbuches ms. Fr. 19093 der Pariser Nationalbibliothek, Graz 1972. 137138, Anm. 25. 26 Tripps: op. cit. (in Anm. 18) 14. 27 Belting: op. cit. (in Anm. 11 ), bes. Kapitel 19. Der Dialog mit dem Bild: 457-470, Abb. 247; Tripps: op. cit (in Anm. 18) 71; Vgl. noch Götz Pochat: Theater und Bil dende Kunst im Mittelalter und in der Renaissance in Italien, Graz 1990, 80-81 ; Wojciech Marcinkowski: Przedstawienia dewocijnc jako kategória sztuki gotickicj, Krakow 1994; Jeffry F. Hamburger: Nuns as Artists. The Visual Culture of a Medieval Convent, Berkeley, Los Angeles, London 1997; Krone und Schleier. Kunst aus mittelalterlichen Frauenklöstem. Ruhrlandmuseum: Die frühen Klös ter und Stifte 500-1200. Kunst- und Ausstellungshalle der Bundesrepublik Deutschland: Die Zeit der Orden 1200-1500, München, Bonn, Essen 2005 28 L. Clarus: Leben und Offenbarungen der heiligen Birgitta, 4 Bde, Regensburg 1856 ff. VI/58; Es gibt unter anderem auch bei den Infantia Christi Darstellun gen ein Dialog zwischen dem Christkind und Maria. Vgl. Zsuzsa Urbach: „Ego sum Deus et Homo". Eine seltene Darstellung der Infantia Christi auf einem Triptychon des Christlichen Museums in Esztergom (Gran), Acta Históriáé Artium 36 (1993) 57-76; Zsuzsanna Erdélyi: Hegyet hágék, lötöt lépek. Archa ikus népi imádságok [Archaische Volksgebete]. Budapest 1976, 157ff. 29 Belting: op. cit. (in Anm. 11) 467. 30 Die Madonnen sind sehr wahrscheinlich auf einem Altar gestanden, so ist es leicht gewesen den Christkindkopf hinter dem Altar verstäckt zu bewegen. Aus der Spätgotik sind »handelnde« Altarfiguren bekannt. A m Tilman Riemensch neiders Creglinger Altar haben die Krönung Mariae zwei Krone haltende schwe bende Engel, die hinauf- und hinabgezogen werden konnten, ausgeführt. V g l . noch andere Beispiele bei Tripps: op. cit. (in Anm. 22) 241-244. 31 So meint Göbel: op. cit. (in Anm. 14), 24; Nach freundlichen Mitteilung von Dr. Nina Gockerell (München, Bayerisches Nationalmuseum), ist es nicht wahr scheinlich dass wir es hier mit einer Krippeninszenierung zu tun haben könnten, in der Krippe wollte man wohl doch ein komplettes Jesuskind haben. 32 Die Tradition des Puppenspiels der Geburt Christi lebt noch bis in unsere Tagen, ganz besonders in katholischen Dorfen südlich vom Plattensee und in reformi erten Dorfen des Komitat Szatmár in Ostungarn. Vgl. Sándor Bálint: Karácsony, Húsvét, Pünkösd. A nagyünnepek hazai és közép-európai hagyományvilágából [Weihnachten, Ostern, Pfingsten. Von der Tradition der grossen Festtage Un garns und Mitteleuropas], Budapest 1976, 44, 369; Gyula Sebestyén: Bábtán coltató betlehemeseink szerepe a magyar mysteriumok történetében. [Die Rolle unserer Puppenspieler der Geburt Christi in der Geschichte der ungarischen Mysterienspiele]. Ethnographia 17 (1906) 101; Magyar Népköltési Gyűjtemény VIII/3. 491; Károly N . Bartha: A szatmárcsekei bábtáncoltató betlehem. [Das Puppenspiel der Geburt Christi von Szatmárcseke], Ethnographia 44 ( 1933) 117. 33 Bengt Stolt: Skulpterade Jesusbarn med speciella egenskaper. In: Bengt Stolt: Kyrkliga sällsyntheter pa Gotland och annorstädes, Visby 2001, 75-91. Ich ver danke den Hinweis auf diese Publikation Dr. Peter Tângeberg, und bin Restau rator Gábor Pásztor für die Übersetzung zum grössten Dank verplichtet; Vgl. noch die Angaben von 1491 über die Rückforderung der Elisabethreliquien, die das Franziskanerkloster unterhalb der Wartburg den Landgräfinnen als Ge burtsbeistand zu schicken pflegte, die sie aber nun selbst bei der jährlicher Pro zession benötigten. In: Bilderflul und Bildersturm. Eine Ausstellung des Kulturamtes der Stadt Eisenach-Thüringer Museum aus Anlaß des 450. Todes tages Martin Luthers. Predigerkirche zu Eisenach, Konzeption Ernst Badstübner, Tobias Kunz, Erfurt 1996, 25; In Ungarn gibt es Aufzeichnungen, dass im Mit telalter der Gürtel der hl. Margareta von Antiochien, genauso wie in England und Frankreich als Geburtshilfe verwendet wurde. V g l . Mária Vida: Művészet és orvostudomány a történelmi Magyarországon. Medicina in artibus in Hungá ria, Budapest 1994, 117-118, 125-126. Für die Beschaffung der Literatur des Aufsatzes schulde ich meinen Dank der Bibliothekarin Eszter Illés in Budapest.
AToporci Első Madonna (1320-30 körül) a Magyar Nemzeti Galéria gyűjteményében, valamint a mozgatható fejű gyermek Jézusok ritka példái
A szepességi Toporci Első Madonna a Magyar Nemzeti Galéria gyűjteményében (ltsz.: 55.900) a 14. századi szobrászat méltó képviselőjeként már régóta a nemzetközi kutatás érdeklődésének előterében áll. Ennek egyfelől az az oka, hogy a francia szobrászat meghatározó típusainak ez az egyik legkeletibb emléke, másfelől a Szepességben és Kis-Lengyelországban egy igen jelentős szo boregyüttes kapcsolódik köréje. A stíluskritikai és datálási kérdé sekkel a közelmúltban igen sokan foglalkoztak, nem kapott azonban hangsúlyt az a sajátosság, hogy a gyermek Jézus feje mozgatható és kivehető. A tanulmány a 12. század közepétől a 14. század közepéig terjedő időszakból származó összes, eddig ismert ilyen típusú bel- és külföldi müvet tárgyalja, és magyarázatot keres a szobrok eredeti rendeltetésére. A 115,5 cm magas hársfaszobor állapotának részletezése kap csán a tanulmány bemutatja a müvet: a gyermek Jézusnak 17,5 cm hosszú csappal egy fából faragott feje van, amely a nyaknál két horonnyal mélyül. A könnyen kivehető, lefelé elkeskenyedő csap átmérője a nyaknál 4,5 cm, legalul 2,2 cm, jól kézbe vehető, felü lete használatra utal. A gyermek Jézus nyakkivágásánál testébe il leszthető fejének csapja hátulról, egy a jobb váll alatt 8 cm-re található, 3 cm átmérőjű nyílásból elérhető. A fej erről a néző szá mára rejtett helyről zsinór segítségével jobbra és balra mozgatható. A Magyar Nemzeti Galéria szobra a poprádi völgyben, Kés márktól 15 km-re északkeletre fekvő Toporc (Toporec) Fülöp és Jakab apostolnak szentelt, 1303 és 1326 között épült plébánia templomából származik, és igen nagy valószínűséggel a templom legkorábbi berendezéséből maradt ránk. Szomszédságában, Kés márktól 9,5 km-re délkeletre található Ruszkin (Ruskinovce). Az itteni, 13. századi alapokon épült Szent Ágnes-templomban állt 1952-ig egy barokk mellékoltáron az a Madonna-szobor, amely előbb Ménhárdra (Vrbov), majd 1972-ben a pozsonyi Szlovák Nemzeti Galériába került (ltsz.: R1700). Ez a 137 cm magas hárs faszobor, melynek festékrétege - a toporci Madonnával ellentét ben - Mária és a gyermek Jézus arcán elég jól megmaradt, ugyanazt a típust képviseli, és vele egy műhelyben, körülbelül ugyanabban az időben készült. A gyermek Jézusnak a hasonló képpen hornyolt csappal egy fából faragott feje szintén kivehető, bár a csapot később valószínűleg megrövidítették. A ruszkini Ma donna a toporcinál laposabb, a gyermek feje a mozgatáshoz a Ma donna hátán lévő nyílásból érhető el. A fentiekkel rokon típusú a Szepességgel szomszédos kis-lengyelországi Újszandeci (Nowy Sa_cz) Harmadik Madonna, amely az itteni Szent Margit-temp lomban található. Ez a 120 cm magas szobor 1330^40 körül ké szülhetett. A fotókon úgy látszik, hogy a gyermek Jézus
különböző irányba fordul, tehát a feje igen nagy valószínűséggel mozgatható. A Toporctól csupán néhány km-re fekvő Podolin (Podolinec) Szűz Mária tiszteletére szentelt gótikus plébániatemplomának ba rokk oltárába kegyszoborként foglaltak egy 1350-60 körüli Ma donnát. A stilárisan a fenti csoporthoz lazábban kapcsolódó, de ugyanabból a típusból kiinduló Madonna bizonyítottan egy moz gatható fejű gyermek Jézust tart a karján, a fej csapja 15,7 cm hosszú, a megfestett szemek realisztikusan követik az oldalra pil lantást. A Gyermek hátán található nyílásból - a restauráláskor, 1980-ban készült fotó tanúsága alapján - egy zsinórt vezettek ki, hogy a fej mozgatását bemutassák. A ruszkini és podolini Ma donnák a barokk oltáron is helyet kaptak, ez pedig arra vall, hogy évszázadokon át kegyszoborként tisztelték, és a többi ismertetett Madonna mozgatható fejű gyermek Jézusa is hasonló kultusz tár gyát képezhette. A dolgozat második része a külföldi emlékeket mutatja be. A legkorábbi Madonna-szobor, ahol Mária és a gyermek Jézus feje is csappal egybe faragottan kivehető, a 12. század második negyedéből vagy közepéről, Franciaország középső részéről szár mazik (Párizs, Musée du Louvre, ltsz.: RF 987). Az ülő Madonna szobra, mely a „Sedes sapientiac"-típus képviselője, egykor erek lyéket őrzött, és a 12-13. századi francia Madonnák egy nagyobb, különös tiszteletnek örvendő csoportjához tartozik. Ezeket a szob rokat nemcsak a körmenetekben vitték, hanem a liturgikus drá mákban is alkalmazták, például a Három királyok ünnepén előttük hódoltak. A francia Madonna-szobrok levehető fejének magyarázatául többen is a kegyszobroknak kijáró „öltöztetés" megkönnyítésére gondoltak. Az utóbbi időben a svéd trónoló Madonnáknak egy egész sora vált ismertté a 13. század közepéről, ahol a gyermek Jézus feje hosszú csappal egybe faragottan kivehető. Ezek egyik legszebb példája a svédországi Kiabyban található, ahol a 16 cm hosszú, lefelé keskenyedő csap a toporci Madonnáétól eltérően hornyolatlan, de felülete ugyancsak használatra utal. A svéd restaurátor és művészettörténész Peter Tângeberg tanulmánya (1989) egyér telművé teszi, hogy ez a megoldás semmiképp sem a fa meg munkálásával függ össze, hanem valószínűleg valamilyen kultikus célja volt. Ugyanakkor ő is csatlakozik ahhoz a véle ményhez, mely szerint egész Európában a 12. és 13. században a Madonna és a gyermek Jézus fejének levehető megoldása általá ban az öltöztetés megkönnyítésére szolgálhatott, de más okok is lehetségesek. Végül a legkésőbbi ismert emlék: egy álló Madonna vagy szent szobra az alsó-szász területekről, 1280-90 körűiről
(Köln, Schnütgen Museum, ltsz.: A 822), melynél a szobor fejét az eddigiektől eltérő, négyszögletes csappal látták el. A dolgozat harmadik része a fenti megoldásokra keres ma gyarázatot. Tárgyalja az olyan 12-13. századi ülő Madonnákat, amelyeknél az egész Gyermek szobra eltávolítható. Ezek a skan dináv, vesztfáliai és rajnai, nagy tiszteletnek örvendő kegyszobrok sok esetben ciszterci rendi női kolostorokból származnak. A misz tikusok, például Seuse látomásaiban arról olvashatunk, hogy a Gyertyaszentelő Boldogasszony ünnepén megrendezett körme netben a Madonna-szobor a gyermek Jézus figuráját egy időre odanyújtotta neki, hogy megcsodálhassa. A 14. század folyamán a liturgikus játékokban Európa-szerte központi szerepet kapnak ezen az ünnepen a kis Jézus-szobrok. A kisdedet átadták a Simon prófétát megjelenítő személynek, aki megringatta őt. A gyermek Jézus szobrát a karácsonyi liturgia befejeztével az oltáron elhe lyezett bölcsőben ringatták, majd jászolba helyezték. Az áhítat fokozására jöttek létre a középkorban a liturgiát kí sérő, ún. „cselekvő szobrok". A mise celebrálásához ostyatartó, ill. gyertyatartó angyalok „repültek" a magasból az oltárhoz, az utóbbiak között olyan is van, amelyik zsinór segítségével a kezé ben lévő csöngőt meg tudta szólaltatni. Már a 10. században ké szítettek olyan sas alakú evangéliumi olvasópultot, ahol a madár - ugyancsak zsinór segítségével - a fejét és szárnyait mozgatni tudta. Ilyet jelenít meg Villard de Honnecourt vázlatkönyve is. Valamennyi fontos egyházi ünnephez a szent események meg jelenítése társult. így például Krisztus mennybemenetele ünnepén a Feltámadt Krisztus szobrát a templomboltozatban e célra ké szült helyre („Himmelloch") húzták fel, ugyanúgy tettek Szűz Mária mennybevétele ünnepén a Mária-szobrokkal, pünkösdkor pedig a Szentlélek galambját eresztették alá. Mária megkoroná zását a koronát tartó angyalok fel- és lehúzásával az oltárszekré nyen belül jelenítették meg. A mozgatható karú Krisztus korpuszok között, melyeket a keresztről a Szent Sírba helyeztek, ismerünk néhányat, melynek feje - a halál pillanatát érzékelte tendő - egy zsinór segítségével lecsuklott (Grancia, Döbeln). A tiroli rottenbergi késő gótikus Fájdalmas Krisztusnak nemcsak
a feje és nyelve, de karjai vállból és könyöknél, valamint a lábak csípőből mozgathatóak voltak. így a szobrot a húsvéti liturgiában hat alkalommal szerepeltették, hasonló módon, mint azt Dürer fa metszet-sorozatán, a Kis és Nagy Passió 1509-10-ben készült lap jain az alábbi jelenetekben láthatjuk: Ostorozás, Töviskoronázás, Ecce Homo, Keresztrefeszítés, Levétel a keresztről, Sírbatétel, Feltámadás. A cselekvő szobor mozgását szöveg is kíséri. Erről számos kó dexábrázolás és a misztikusok írásai is hírt adnak: többek között Caesarius von Heisterbachnál olvashatunk egy beszélő Madonna szoborról. A toporci, ruszkini és podolini Madonna-szobrok szerkezete lehetővé teszi, hogy bizonyos alkalmakkor hátulról, például az oltár mögé elrejtőzve egy zsinór segítségével a gyermek Jézus fejét mozgassák. A nyakon található hornyok és a szobrok hátán lévő nyílás ezt segíti. Igen valószínű, hogy a mozgást egy Mária és a kis Jézus közötti párbeszéd kísérte, amely liturgikus játék ke retében hangzott el. A fenti magyarországi emlékeken kívül nem ismerünk hasonlóan mozgatható Madonna-szobrokat, ami egy részt azzal is összefügghet, hogy sok szobrot nem vizsgáltak meg ilyen szempontból a restaurátorok, másrészt egy helyi szokásra is gondolhatunk. Az utóbbi mellett szól a szobrok egymáshoz igen közeli elhelyezkedése a Szepességben. A fejek nemcsak mozgathatóak, hanem kivehetők is, erre utal nak a használati nyomok. A hornyoknál felerősíthető ruházat se gítségével a csapoknál tartható fejek könnyen bábfigurává alakíthatók. A magyar néprajzkutatás ismeri a karácsonykor a templomban megrendezett, szöveggel kísért Krisztus születése bábjátékot, melyet a középkorban még az oltáron adtak elő. A svéd példákkal kapcsolatban felmerült annak lehetősége is (Bengt Stolt), hogy a gyermek Jézus-szobrokat, illetve fejecské ket a bábák szüléshez vitték segítségül. Nem kizárható, hogy a magyarországi szobrokat is felhasz nálták a paraliturgikus bábjátékoknál, illetve a születésnél. Ma donnáink azonban eredetileg liturgikus célból készültek, és a cselekvő szobrok típusait gazdagítják.