Umweltstiftung Euronatur
Landschaftsleitbild Dreiländerregion Böhmerwald / KLF-Modul ÖR7
I. DIE RAHMENBEDINGUNGEN Das Arbeitsgebiet Die Problemstellung Die Zielvorgaben Drei Projektteile und ihre Ergebnisse Erkenntnisse „ex post“
Die Kooperationspartner
PRŮBEZNÁ ZPRÁVA K PROJEKTU ABSTRACT
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D AS A RBEIT SGEB IET : E in N a tu rr a u m … Den Böhmerwald erfassen heißt, über Landesgrenzen hinweg den Blick aufs Ganze zu richten: Die Landschaften der Region Böhmerwald bilden eine naturräumliche Einheit aus "Kern und Schale". Zw e i Z o n e n … Der Kernbereich ist geprägt von naturnahen Mittelgebirgslandschaften mit großen, zusammenhängenden Waldgebieten und nur geringer menschlicher Beeinflussung. Hier finden Elch, Luchs, Fischotter und Birkhuhn ihren Lebensraum. Die Nationalparke Bayerischer Wald und Šumava (zusammen mehr als 1.000 km2) sichern das "Grüne Herz Europas". Und das Herz „versorgt" die äußere Zone: In jahrhundertelanger Wechselwirkung zwischen Natur und menschlicher Einflußnahme entstanden, besitzt die Region noch in weiten Teilen Kulturlandschaften von hohem ökologischen Wert. Dies ist ein entscheidender Vorteil und ein bedeutsamstes "Kapital" für eine zukunftsfähige Entwicklung dieser Region. Dre i L änd er … Vierzig Jahre war der Böhmerwald durch unterschiedliche politische Systeme geteilt. Seit 1989 ist länderübergreifende Zusammenarbeit in der Region wieder gefragt.
Tschechien
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Regensburg 12°
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Bu dw ei
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12°
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Deutschland
Österreich
Linz
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48° 15°
Überblick über Untersuchungsgebiet des Projektes „Landschaftsleitbild Dreiländerregion Böhmerwald “ ein Naturraum – zwei Zonen – drei Länder
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D IE P ROBL EMST EL L UNG Die weitreichenden gesellschaftlichen Veränderungen seit der Überwindung des "Eisernen Vorhanges" eröffnen der Dreiländerregion Böhmerwald ungeahnte Chancen, erzeugen aber auch regionalplanerischen Handlungsbedarf: Im Falle einer ausschließlich ökonomisch geprägten Entwicklungsdynamik ist mit schwerwiegenden Verlusten von Kulturlandschaften und international bedeutenden Naturwerten zu rechnen. Nur ein grenzüberschreitend abgestimmtes Gesamtprogramm, in dem Ökologie, Ökonomie und soziale Interessen als gleichwertige Partner agieren, kann eine langfristig gedeihliche Regionalentwicklung gewährleisten. Unser Handeln muß verstärkt auf die natürlichen Gegebenheiten und die Belastbarkeitsgrenzen des Raumes Rücksicht nehmen. Ein verantwortungsvoller Interessenausgleich zwischen ökologischer Qualitätssicherung und maßgeblichen Landschaftsnutzern wie Landwirtschaft und Tourismus ist dafür unverzichtbare Voraussetzung. Bayern, Böhmen und Oberösterreich haben ihre Entwicklungsziele in einem Trilateralen Entwicklungskonzept zusammengestellt und mit der Euregio Bayerischer Wald - Böhmerwald eine wichtige Umsetzungsplattform geschaffen. Hier knüpft das Projekt Landschaftsleitbild Dreiländerergion Böhmerwald an und erarbeitet wissenschaftlich fundierte Grundlagen für eine nachhaltige Landschaftsentwicklung.
D IE Z IE L VOR GABE N
• Stärkung und Verankerung der Prinzipien Nachhaltigkeit und ökologisch-soziale Verträglichkeit im Entwicklungsprozess der Dreiländerregion Böhmerwald. • Sicherung der hohen ökologischen Landschaftsqualität im künftigen Regionalentwikklungsgeschehen.
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D R E I P R OJ E K T T E IL E U ND I HR E E R GE B N IS S E
Teilmodul 1 Kulturlandschaftskarte Im Rahmen einer landschaftsökologisch-naturschutzfachlichen Naturraumanalyse werden Kulturlandschaftseinheiten, welche eine charakteristische Ausstattung sowie ökologische Funktionalität aufweisen, abgegrenzt und typisiert. Auf Basis dieser Typisierung wurde ein Inventar der landschaftsökologischen Charakteristik, Wertigkeit und ökologischen Empfindlichkeit des Gesamtgebietes erarbeitet. Die Kulturlandschaftseinheiten bieten den Rahmen, innerhalb derer für lokale Vertiefungen raumrelevanter Planungsprozesse – etwa im Rahmen von Biotopkartierungen, Landschaftsplänen, örtlichen Raumentwicklungskonzepten oder ähnlichem - sowie den damit verbundenen Umsetzungsschritten die notwendigen Datengrundlagen geschaffen werden. Auf Basis von 64 repräsentativ durch eine geschichtete Flächenstichprobe (stratified random sampling) ausgewählten und kartierten Landschaftsausschnitten wurde eine systematische Typisierung der Kulturlandschaften der Dreiländerregion Böhmerwald durchgeführt. Landnutzung, Hemerobie sowie Genese und Entwicklungsalter der Landschaften und Landschaftselemente waren dabei zentrale Faktoren der Gliederung und Bewertung. Das Landschaftselement war dabei die kleinste Einheit der Kartierung. Im Zuge einer Diplomarbeit wurden sogenannte sozio-ökonomische Prozessräume erarbeitet, welche als Bewertungsräume bei der Identifikation und Formulierung von Konflikten zwischen Akteuren in der Landschaft dienten.
Ergebnisse:
•
Kulturlandschaftskarte - Karte der 1:100.000) des Untersuchungsraumes;
•
Kulturlandschaftstypen - eine auf eine repräsentative Geländeerhebungen gestützte naturschutzfachlich-ökologische Typisierung, Beschreibung und Bewertung der Einheiten der Kulturlandschaft und ihrer Teilsysteme; Analyse der landschaftsgestaltenden sozio-ökonomischen Prozesse im Mühlviertel (Diplomarbeit);
•
Kulturlandschaftstypen
(Arbeitsmaßstab
Teilmodul 2: Leitbildentwicklung Die Erstellung eines landschaftstypenbezogenen und integrativen, an den Prinzipen der Nachhaltigkeit, der Lebensqualität und der sozialen und ökologischen Verträglichkeit orientierten Leitbildes zur Sicherung der Landschaftsqualität im künftigen Regionalentwicklungsprozess ist ein zentrales Ziel dieses Forschungsprojektes. Dieses Leitbild ist eine in seiner Form pilothafte Grundlage für eine höher hierarchische Ordnungsplanung, die in der Lage ist, im Sinn einer regionalen "Programm-UVP" landschaftsökologische Rahmenbedingungen und Entwicklungsleitlinien ableiten und definieren zu können (top-down-Ansatz). Auf Basis einer Verschneidung von ökologischer Raumeinheiten (den Kulturlandschaftstypen) mit sozio-ökonomischen Prozessräumen und den daraus ablesbaren Konfliktszenarien wurden in einem mehrmonatigen Diskussionsprozess Handlungsanleitungen für eine nach-
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haltige Regionalentwicklung formuliert. Wesentlich dabei war neben (interdisziplinärem) wissenschaftlichen Input die Einbeziehung der Ansprüche aus der Region durch Interviews mit einem repräsentativen Bevölkerungsquerschnitt und Workshops mit Entscheidungsträgern aus der Region (Regionaler Beirat).
Ergebnisse: •
Diskussion von Konfliktfeldern zwischen landschaftsökologischer Qualitätssicherung und sektoralen sozio-ökonomischen Nutzungsansprüchen mit regionalen Entscheidungsträgern (Interviews, workshops; Regionaler Beirat);
•
Modellszenario Mühlviertel 2020;
•
Handlungsoptionen für eine nachhaltige Landschaftsentwicklung (Leitthesen, ProblemZiel-Maßnahmen-Katalog);
Teilmodul 3 Umsetzungsprojekte Die intensive Kommunikation und Kooperation mit der Bevölkerung des Arbeitsraumes ist in allen Projektphasen von besonderer Bedeutung. Zum einen gilt es - im Sinne einer frühzeitigen Vermittlung und Erprobung der Leitziele sowie auch des Einbringens praktischer Kenntnisse der Bevölkerung in das Leitbild - Wege einer partizipativen Planung zu beschreiten. Zum anderen sollen praxisorientierte Initiativen, die auf lokaler bis regionaler Ebene den Zielvorgaben des Leitbildes beispielhaft entsprechen, bestmöglich gefördert und unterstützt werden (bottom-up-Ansatz).
Ergebnisse: •
Initiierung und Betreuung bzw. Unterstützung konkreter Umsetzungsschritte unter besonderer Berücksichtigung der am stärksten landschaftsprägenden Faktoren Land- und Forstwirtschaft, Tourismus und Raumordnung.
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ER K E N NT N IS S E “ E X P OS T ” (1) Es mag ein wenig verwunderlich klingen, aber ein großer Erfolg des Projektes „Landschaftsleitbild Dreiländerregion Böhmerwald“ liegt bereits in der Tatsache, dass es überhaupt realisiert wurde. Mehrere Faktoren mussten hiefür zur Mitte der 90er Jahre in günstiger Konstellation zusammentreffen: Eine spürbare länderübergreifende Aufbruchstimmung im Böhmerwald nach dem Fall des “Eisernen Vorhanges“ die sich in der Gründung der Euregio Bayerischer Wald Böhmerwald manifestiert hatte; unsere langjährige Erfahrung und Präsenz im Naturschutzgeschehen der Region; das Entstehen der Arbeitsgruppe Landschaftsökologie um Thomas Wrbka am Institut für Ökologie und Naturschutz der Uni Wien (der zwei Mitarbeiter des ÖR7-Teams angehören); und natürlich die Entwicklung des KLF-Programmes. Ohne den trilateralen Aufbruch der Region und unsere umfassenden Kontakte hätten wir „vor Ort“, in der Euregio, kein Verständnis gefunden, wäre die länderübergreifende Arbeit nicht (oder nicht in diesem Maße) möglich gewesen. Uni Wien und Wissenschaftsministerium schufen den notwendigen wissenschaftlichen Rahmen und die programmatische Plattform. In der europaweit (und auch im Böhmerwald) tätigen Naturschutz-NGO Euronatur fand sich zu guter Letzt auch einen idealer Projektträger. Alle diese Ebenen, Länder, Interessen und (v.a. auch finanziellen) Zuständigkeiten – unter Nutzung des „günstigen Zeitfensters“ – in einem Projekt zusammen zu führen bedurfte schon vor dem eigentlichen Start monatelanger Überzeugungs-, Konzeptions- und Koordinationsarbeit und stellt eine Leistung dar, die derzeit mit einiger Sicherheit nicht wiederholbar wäre.
(2) In seiner Konzeption zeichnen das Modul ÖR7 im Besonderen drei Qualitäten aus: Die Trilateralität Gemäß der Erkenntnis, dass den komplexen Entwicklungsherausforderungen der Region Böhmerwald künftig nur in einem grenzüberschreitend koordinierten Vorgehen gerecht zu werden ist, haben wir die Kulturlandschaftstypisierung konsequent auf den gesamten Naturraum ausgelegt. Bedeutet schon die Zielvorgabe, für ein Gebiet von ca. 20.000 km² flächendeckende landschaftsöklogisch-naturschutzfachliche Aussagen in einem Arbeitsmaßstab von 1:50.000 zu tätigen eine Herausforderung, so wird das Unterfangen im grenzüberschreitenden Ansatz besonders ehrgeizig: Auf (Karten-)Datenebene passen Koordinatensysteme, Maßstäbe, Legenden, Datenalter u.v.a. praktisch nie zusammen (v.a. über den ehemaligen „Eisernen Vorhang“ hinweg), administrative Einheiten und sozio-ökonomische Bezugsräume unterscheiden sich mitunter gravierend. Dazu kommen im gegebenen Fall die Sprachbarriern. Noch schwieriger gestaltet sich die Zusammenarbeit mitunter auf politischer Ebene. Was uns im landschaftsökologisch-naturschutzfachlichen Projektteil gelungen ist – der konsequent trilaterale Ansatz und der wissenschaftliche Dialog über Landesgrenzen hinweg – hat sich v.a. im Bereich Leitbildgenese als weitgehend unrealistisch herausgestellt: Zum einen läuft man schnell Gefahr, als jemand gesehen zu werden, der sich „von außen“ mehr oder weniger ungefragt in die regionale Tagespolitik einmischen will; diesbezüglich – so unsere Erfah-
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rung – bedarf es schon im Vorfeld genauer Absichtsklärung und Information. Zum andern stellte sich relativ rasch heraus, dass es bei gegebenen zeitlichen, personellen und finanziellen Ressourcen nicht möglich sein würde, den Diskussionsprozess mit Einbindung der regionalen Bevölkerung wie geplant über das gesamte Projektgebiet hinweg zu führen. Die mit Focus auf den österreichischen Projektteil und unter Einbindung der Bevölkerung des Mühlviertels entwickelten Thesen für eine nachhaltige Landschaftsentwicklung und die Aussagen des Problem-Ziel-Maßnahmen-Katalogs (siehe Kapitel III) besitzen aber im Wesent-lichen sehr wohl trilaterale Gültigkeit. Die landschaftstypenbezogenen Aussagen des Leitbildes – die Gefährdungsmatrix und die Handlungsansätze zur ökologischen Optimierung (siehe Katalogteil) beziehen sich jeweils auf alle Entitäten eines Landschaftstyps und haben demnach im gesamten Projektgebiet Gültigkeit. Echte grenzüberschreitende Zusammenarbeit ist also alles andere als einfach, aber einfach notwendig. Wenn auch – insbesondere auf regionalpolitischer Ebene – nicht alle unsere Vorstellungen realisierbar waren, so sind wir dennoch überzeugt, auf diesem Feld Pionier-arbeit geleistet zu haben einige Schritte vorangekommen zu sein.
Die Synthese von überregionalen und lokalen Ansätzen Naturschutz, Raumordnung und Entwicklungsplanung arbeiten vielfach entweder in großen Zusammenhängen (und liefern dann meist „weiche“ Daten ohne konkrete flächenbezogene Aussagen und daher geringem Umsetzungspotenzial) oder kleinflächig-lokal mit großem Daten- und (Feld-)Arbeitsaufwand. So erscheinen beispielsweise europaweite Schutzansätze á la Natura 2000 und lokale Landschaftsnutzungsinteressen – obwohl zwei Seiten einer Medaille – als völlig unterschiedliche Welten zwischen denen kaum Kommunikation erfolgt. Nachhaltige Landschaftsentwicklung (was immer sie im Detail bedeuten möge) basiert auf heuristischerm Zusammenführen der Erkenntnisse aus beiden Ansätzen. Im Rahmen dieses Projektes wurde dieses Prinzip verfolgt und mit den Kulturlandschaftstypen ein (über-)regionales Bezugssystem geschaffen, in das man sich mit örtlichen Fragestellungen und Interessenskonflikten einordnen kann.
Die Synthese von theoretisch-wissenschaftlichen und praktischen Ansätzen Drei der oben genannten lokalen Interessenskonflikte (Kulturlandschaft im Spannungsfeld mit Naturschutz, Tourismus und kommunaler Entwicklung) haben wir im Rahmen des Projektes konkret aufgegriffen, um damit beispielhaft die Verwendbarkeit des Kulturlandschaftstypensystems auf lokaler Ebene zu kommunizieren. Damit besitzt ÖR7 eine dritte, seltene aber im Sinne größtmöglicher Wirksamkeit wesentliche Qualität: – die Verbindung von theoretisch-wissenschaftlichem und praktischem Erkenntnisgewinn innerhalb eines Projektes. Eine detaillierte Beschreibung der Umsetzungsaktivitäten im Rahmen des Projektes findet sich im Kapitel IV. Vielfach steht in unserer Gesellschaft die Schere weit offen zwischen Theorie und Praxis, internationalen Dimensionen (Visionen) und lokalen Notwendigkeiten. Das Landschaftsleitbild Dreiländerregion Böhmerwald hat – durchaus erfolgreich – versucht, diese Schere ein Stück weit zu schließen.
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(3) Methodische Innovationen zeigt ÖR7 v.a. im Teilmodul I (Kulturlandschaftskarte). Gemeinsam mit Modul IN2 (Arbeitsgruppe Landschaftsökologie am Institut für Ökologie und Naturschutz, Uni Wien) wurde ein dreistufiges Verfahren entwickelt, dass es ermöglicht, bei vertretbarem Arbeitsaufwand großräumig Landschaften zu klassifizieren und flächenbezogene Aussagen über ihre Genese, Struktur, Funktion, Nutzung, Geometrie, Seltenheit, und damit ökologische Wertigkeit zu treffen. Dabei werden in den drei Verfahrensschritten (a) Stratifzierung & und zufällige Geländestichprobenauswahl (stratified random sampling; Maßstab 100.000 bis 500.000), (b) Geländekartierung, Datenanalyse & Typensynthese (Maßstab 10.000) und (c) Extrapolation & Abgrenzung der Landschaftstypen (Maßstab 50.000) die Erkenntnisse von drei unterschiedlichen Eindringstufen auf effiziente Weise kombiniert. Das Konzept der Kulturlandschaftstypen stellt ein mit wenigen Anpassungen universell anwendbares und auf andere Regionen übertragbares Bezugssystem dar und ermöglicht damit, Landschaftssysteme miteinander zu vergleichen. In Verknüpfung mit den in ihrer Eigenheit nicht generalisierbaren Naturräumlichen Einheiten einer Region und den für die planerische Anwendung wesentlichen (aber als Bezugsraum für ökologische Fragen unzureichenden) administrativen Einheiten bietet es eine bisher unerreicht fundierte Entscheidungsgrundlage für nachhhaltige Regionalentwicklung. Im Modul ÖR7 wurden die Kulturlandschaftstypen zudem noch einer umfassenden ökologisch-naturschutzfachlichen Beschreibung und Bewertung unterzogen. Erwähnenswert weil bisher kaum durchgeführt sind hieraus v.a. die Bewertung des ökofaunistischen Potentials eines Landschaftstypes (dynamischer Absatz) und die semiquantitative Abschätzung des jeweiligen Bedrohungspotentials samt Handlungsansätzen zur ökologischen Optimierung. Eine Qualität der Landschaftsbeschreibung, die – zumal über Landesgrenzen hinweg konsequent gleich strukturiert – unseres Wissens noch in keiner anderen Region vorliegt.
(4) Bewährt hat sich im Projektverlauf (Teilmodul II) auch die Struktur des Prozesses zur Leitbildformulierung. Auf Basis einer Verschneidung von ökologischer Raumeinheiten mit sozio-ökonomischen Prozessräumen und den daraus ablesbaren Konfliktszenarien wurden in einem mehrmonatigen Diskussionsprozess Handlungsanleitungen für eine nachhaltige Regionalentwicklung formuliert. Wesentlich dabei war neben (interdisziplinärem) wissen-schaftlichen Input die Einbeziehung der Ansprüche aus der Region durch Interviews mit einem repräsentativen Bevölkerungsquerschnitt und workshops mit Entscheidungsträgern aus der Region (Regionaler Beirat). Hier sei auch erwähnt, dass im Rahmen der Leitbildentwicklung Mag. Elisabeth Bohunovsky am Institut für Humanbiologie der Uni Wien ihre Diplomarbeit [Das Mühlviertel – ein ländlicher Raum: Bevölkerungsentwicklung seit 1970 im Spiegel des Verhältnisses Mensch – Natur"], betreut von Prof. Harald Wilfing erfolgreich absolvieren konnte.
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D IE K OOP E R A T IO NS P A R T NE R Ld
Institution / Person
Art der Kooperation
Zeitraum
A
BM für Bildung Wissenschaft & Kunst
Projektbeauftragung und Finanzierung
1996 - 2000
A
BM für Umwelt, Land- & Forstwirtschaft
Kofinanzierung (im Rahmen von Interreg II)
1996 - 2000
A
Land Oberösterreich, Naturschutzabteilung
Kofinanzierung (im Rahmen von Interreg II)
1996 - 2000
A
Euregio Bayerischer Wald - Böhmerwald
Ko-Projektträger; Unterstützung workshops & Medien
1996 - 2000
A
Uni Wien; Abtlg. Vegetationsökologie
wissenschaftliche & logistische “Heimat” von ÖR7
1996 - 2000
A
Geologische Bundesanstalt
Datenbereitstellung
A
Umweltbundesamt
Datenbereitstellung (Corine Landcover)
A
Österr. Statistisches Bundesamt
Datenbereitstellung
1998
A
Bundesheer; Fliegerbattalion Langenlebarn
Datenbereitstellung (Luftbilder)
1998
BY
Landesamt für Umweltschutz München
Datenbereitstellung, wissenschaftlicher Austausch
1997 - 1998
BY
Landesregierung f. Niederbayern, Landshut
Datenbereitstellung, wissenschaftlicher Austausch
1997 - 1998
BY
Landesregierung f. Oberpfalz, Regensburg
Datenbereitstellung, wissenschaftlicher Austausch
1997 - 1998
BY
Nationalparkverwaltung Grafenau
wissenschaftlicher Austausch
1997
BY
NFL, Büro f. Naturschutz & Landschaft
wissenschaftlicher Austausch
1996 - 1999
CZ
Uni Prag; Abtlg. Vegetationsökologie
wissenschaftlicher Austausch
1996 - 1999
CZ
Uni Budweis; Institut f. Landwirtschaft
Datenbereitstellung, wissenschaftlicher Austausch
1996 - 1998
CZ
Cz. Akademie d. Wissenschaften, Budweis
Datenbereitstellung, wissenschaftlicher Austausch
1996 - 2000
CZ
Nationalparkverwaltung Šumava Vim perk
Datenbereitstellung, wissenschaftlicher Austausch
1997
CZ
Cz. Bundesministerium f. Umweltschutz
Datenbereitstellung
1997
CZ
Cz. Miltiärgeografisches Institut, Prag
Datenbereitstellung (Luftbilder)
1997
A
ca. 15 Ökologiestudenten & -absolventen
Kartierungen in A, BY u. CZ & Daten-Verarbeitung
1996 / 1997
A
DI Christian Ocenasek, IFF
Projektsupervision; Steuerungsgruppe Leitbildgenese
1997 - 1999
A
Mag. Gerhard Kohlmann, IFF
Projektsupervision
1997 / 1998
A
DI Karl Heissl, ÖAR
Steuerungsgruppe Leitbildgenese
1998 / 1999
A
DI Gebhard Aschenbrenner, ÖKL
Steuerungsgruppe Leitbildgenese
1998 / 1999
A
Mag. Elisabeth Bohunovsky
Aufbereitung sozio-ökonomische Daten; Diplomarbeit
1998 / 1999
A
ca. 20 “opinion leaders”, Region Mühlviertel
Regionaler Beirat (2 workshops zur Leitbildgenese)
1999
A
18 Pax. Querschnitt der Bevölk. Mühlviertel
Interviewpartner “Die Zukunft der Region?...”
1999
A
Gemeinde Ottenschlag, Mühlviertel
Partnergem. Umsetzungsprojekt Ortsentwicklung
1996 - 2000
A
Gemeinde Neufelden, Mühlviertel
Partnergmeinde Umsetzungsprojekt Tourismus
1996 - 1998
A
Tourismusverband “Sterngartl”, Mühlviertel
Partner Umsetzungsprojekte Tourismus
1997 - 2000
A
Machlandgemeinden Bez. Perg, Mühlviertel
Partnergemeinden Umsetzungsprojekt Artenschutz
1996 - 2000
A
NGO Österr. Naturschutzjugend Haslach
Partner bei div. Umsetzungsaktivitäten
1996 / 2000
Tri.
NGO Naturfreunde International
“Landschaft des Jahres”; Medienkooperation
1999 / 2000
Tri.
NGO Grünes Herz Europas
Partner bei div. Umsetzungsaktivitäten
1996 - 2000
BY
NGO Euronatur, Deutschland
Medienkooperation bei div. Umsetzungsaktivitäten
1997 - 2000
A
ORF; “Land & Leute”
Projektbericht in “Land & Leute”
A
ORF; “Universum”
wissenschaftl. Beratung für “Universum Böhmerwald”
1996 1996 / 1997
1998 1999 / 2000
A ... Österreich / BY ... Bayern / CZ ... Tschechien / tri. ... trilateral
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P RŮ BE ZNÁ ZP R Á VA K P ROJ E KT U
PROJEKT KRAJINNÝ MODEL TRÍHRANICNÍHO REGIONU ŠUMAVA VÝVOJ TRILATERÁLNÍHO, CELOPLOŠNÉHO KRAJINNÉHO MODELU PRO EUREGION BAVORSKÝ LES – ŠUMAVA JAKO ROZHODUJÍCÍHO PODKLADU PRO EKOLOGICKY ORIENTOVANÝ, TRVALE UDRZITELNÝ ROZVOJ REGIONU
PROB L EM AT IK A Rozsáhlé spolecenské zmeny po pádu "zelezné opony" otevrely pro tríhranicní region Šumava netušené moznosti a zároveň vyvolaly potrebu regionálního plánování: v prípade výlucne ekonomicky zamereného rozvoje je nutno pocítat s závaznými ztrátami na kulturní krajine a na mezinárodne významných krajinných hodnotách. Naštestí mnoho rozhodujících politických sil a velká cást obyvatelstva dnes chápe, ze jen preshranicní, spolecne sladený program, který vedle hospodárských perspektiv staví soucasne jako hlavní principy ekologicko-sociální únosnosti, trvalé udrzitelnosti a zlepšování zivotní kvality, můze zarucit dlouhodobe prospešný rozvoj regionu. Pri vytvárení rozvojového konceptu Bavorský les–Šumav–Mühlviertel na základe pozadavku trí (zemských) vlád je uskuteč-ňována konstituce Euregionu jako centrální platformy kooperace, stejne tak cilé preshranicní kontakty na úrovni spolků a iniciativ jsou uz podstatnými kroky ve správném smeru. Nyní jsou mozná nejrychleji se zpracovávají konkrétní celoplošny podklady pro skutecne trva-lý regionální rozvoj: fundovaná krajinne-ekologická analýza území a na ní postavený krajinný model i s trilaterálním katalogem prostredků k zajištení kvality krajiny v príštím procesu regio-nálního rozvoje. Podstatnou metodickou soucástí projektů, financovaných rakouským mini-sterstvem pro vedu v rámci výzkumného tezište Kulturní krajina (spolufinancování z prostredků zeme Horní Rakousko a z programu EU Interreg II), je vedle interdisciplinárního vedeckého prístupu také intenzivní komunikace a spolupráce s obyvatelstvem: jen v otevreném procesu vytvárení verejného mínení a pri aktivní úcasti obyvatel (plánují se různé informacní akce, volne prístupné pracovní skupiny a napojení na existující iniciativy) můze krajinný model dosáhnout pevného zakotvení a plného prijetí v kazdém jednotlivém regionu, které jsou k realizaci jednotlivých kroků rozvoje nezbytné; jen tak můze projekt po 4 letech existence vyústit v "síť realizovaných modelů".
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CÍLE
•
Upevnení principů udrzitelnosti, ekologické a sociální únosnosti a zlepšování zivotní úrovne jako hlavních priorit v procesu rozvoje ríhranicního regionu Šumava.
Pro realizaci jsou jako konkrétní plánovací nástroje nezbytné:
•
trilaterálne vypracování a koordinovaný, interdisciplinární a za úcasti obyvatel formulovaný krajinný model s a) dlouhodobými predstavami rozvoje, b) regionální standard udrzitelnosti a c) plošný katalog prostredkú jako prohloubení a konkretizace jiz existujícího konceptu rozvoje.
Podstatnými, dosud chybejícími podklady pro vytvárení krajinného modelu jsou:
•
plošná krajinne-ekologická klasifikace a ochranársky zamerené hodnocení celého zájmového území v syntéze existujících dat a praktické uplatnení na jednom reprezentativním prúrezu.
•
sestavený scénár stretů zájmů mezi krajinne-ekologickými kvalitativními zárukami a územními socio-ekonomickými nároky a z toho plynoucí moznosti regionálního rozvoje.
P RAC OV NÍ KR OK Y A V ÝS L E D K Y 1. Krajinne-ekologická analýza zájmového území omezená na jednotky kulturní krajiny s podobnými funkcemi a strukturou. Na regionální úrovni (príslušné merítko pro celý zájmový prostor 1:50.000) by mela lokálním prohloubením v rámci mapování biotopů krajinných plánů a místních územních rozvojových konceptů vzniknout plošná inventarizace krajinneekologických charakteristik, cenností a citlivosti území a jeho subsystémů. Soucasne se stanoví príslušné postupy realizace. Výsledky 1. podprogramu: ⇒ Celoplošný hierarchický systém krajinných jednotek (typů kulturní krajiny) v regionálním merítku (kulturní krajina – typové mapy 1:50 000); ⇒ Ochranársko-ekologické hodnocení prirozeného potenciálu jednotek a jejich subsystémů
2. Celoplošný a integrativní krajinný model budoucího vývoje krajiny, orientovaný na principy trvalé udrzitelnosti, zivotní kvality a ekologické únosnosti v rozšírené a jasneji propracované verzi prvních trilaterálních konceptů regionu. Za tím úcelem jsou plánovány získání predstavy o potenciálních konfliktech mezi socioekonomickými a zájmy prírodního pro-stredí, (prostoupení prirozených a politicko-administrativních jednotek) a zahrnutí modelo-ve simulovaného scénáre budoucnosti. Následne by mela vzniknout repre-zentativní verze krajinného modelu regionu jako soucást hierarchicky nadrazeného územního plánování, coz predpokládá definované rámcové krajinne-ekologické podmínky a urcující smery rozvoje (prístup "shora-dolů").
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Výsledky 2. podprogramu: ⇒ Analýza socioekonomických procesů utvárejících krajinu regionu; ⇒ Predstava potenciálních konfliktů mezi územními nároky a ekologickou kvalitou krajiny (deficity udrzitelnosti); ⇒ Simulace budoucích mozností rozvoje podle zvolených modelových scénárů; ⇒ Integrativní krajinný model pro celé zájmové území - presnejší forma dosavadních rozvojových konceptů (koncepty, standardy a katalog prostredkú).
3. Intenzivní komunikace a spolupráce s obyvatelstvem zijícím v regionu ve všech fázích kon-cepce, zpracování a ukázkové realizace krajinného modelu. Za úcelem vcasného zprostredkování a vyzkoušení zámerů krajinného modelu, stejne jako zapojení praktických znalostí obyvatelstva do modelu je nutné rozvíjet cesty participativního plánování. Mezi jinými by se melo co nejvíce podporovat a pomáhat prakticky zamereným iniciativám, které na lokální az regionální úrovni presne odpovídají cílovým zámerům modelu (prístup "zdola-nahoru"). Výsledky 3. podprogramu: ⇒ Vývoj participativní obcanské úcasti pri vzniku krajinného modelu (propojení obyvatelstva a iniciativních skupin formou pracovních skupin a workshopů; integrace regionálních vedomostí; srovnání prístupú "shora-dolů" a "zdola-nahoru"); ⇒ Strategie realizace trvale udrzitelného modelu krajiny s ohledem na stávající hospodársko-sociální rozdíly mezi tremi politickými celky; ⇒ Iniciace a provádení konkrétních kroků realizace se zretelem na faktory, které nejvýrazneji utvárejí krajinu – zemedelství a rekreace.
ORG ANI ZACE Nositelé projektu Nadace Evropské prirodní dedictví - euronatur; sekce Rakousko Financování (spolupráce v rámci výzkumného tezište Kulturní krajina)
• • • •
Spolkové ministerstvo pro vedu, výzkum a umení (Rakousko) Spolkové ministerstvo zivotního prostredí (Rakousko) Úrad hornorakouské zemské vlády; oddelení ochrany prírody EU program podpory regionů Interreg II
Spolupráce v rámci projektu
• • • • •
Euregion Bavorský les-Šumava různé úrady, administrativní a vědecký zarízení; Rakousko, Bavorsko a Ceská republika Univerzita Vídeň, oddelení vegetacní ekologie a výzkumu ochrany prírody Sdruzení Spolek regionu Národních parku Dunaj-Vltaya / Sdruzení šumavských obcí různí regionální odborní konzultanti
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ABSTRACT
Landscap e developm ent-m odel for the EUROREGIO BAVARIAN FOREST – ŠUM AVA – M ÜHLVIERTEL A PROJECT WITHIN THE RESEARCH-PROGRAM „SUSTAINABLE DEVELOPMENT OF CULTURAL LANDSCAPES“
The fall of the Iron Curtain has made it necessary to take action to influence regional planning in the Bohemian Forest Region shared by Austria, Germany and the Chech Republic: only a region-wide program – coordinated across national borders and counter-balancing economic perspectives with the guiding principles of socio-ecological tolerance and sustainability – can ensure long-term success in regional development. Two national parks, a few initial development concepts, the Euroregio and numerous cross-border activities by NGOs have already done groundbreaking work in this course; but there are still deficits too. The objective of the present project is to ensure that the outstanding quality of this region´s landscapes is preserved in future. To this end, the interdisciplinary work team develops: a land-use model, formulated through cross-border dialogue and with the participation of regional policy-makers that encompasses long-term development options, regional standards for sustainability and an area-specific catalogue of measures to be taken. Fundamental elements for the development of this model are: • •
A comprehensive ecological classification and evaluation of the landscapes of the entire region through cross-border synthesis of existing data and field studies. The discussion of present and potential conflicts between concerns for preserving environ-mental quality and sectional socio-economic demands.
The model is intended to be utilized in Austria in all practical planning activities as a regional frame of reference. Beyond this it shall serve as a basis for cross-border scientific discussion and intensive cooperation with Bohemia and Bavaria in order to design an enduring plan for the com-mon region. Financed jointly by the Austrian Ministries for Science and the Environment, the Upper Austrian Provincial Government and the European Union (Program Interreg II), the project was started in January 1996. In summer 1998 the landscape classification map (scale 1:50.000) has been presented. The model-development process will last until the end of 2000. In addition the work team is increasingly engaged in initiating and supporting exemplary implementation projects.
Endbericht / Textteil
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Landschaftsleitbild Dreiländerregion Böhmerwald / KLF-Modul ÖR7
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Umweltstiftung Euronatur
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