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„Neue“ Lieder im Gesangbuch Jesličky (1658) von Fridrich Bridelius und ihre Textvorlagen Bemerkungen zu den Inspirationsquellen der tschechischen barocken Kirchenlieder Marie Škarpová This study deals with that portion of the repertoire of the Czech Advent and Christmas songbook Jesličky (Prague, 1658) by Fridrich Bridelius, which newly appeared in Czech hymnography thanks to this song book, and it summarizes the various results of the search for textual sources from other languages for these “new” songs in Jesličky. It points out their ties to contemporary German written hymnography (of both German and Bohemian provenience) and to Latin hymnography, i.e. to contemporary Latin songs. The text is thus not only a contribution towards discovering the ways that Czech hymnographers of the 17th century became familiar with the new, i.e. baroque, poetic language, but also, above all, an attempt to stimulate further hymnological research on baroque hymnographic works in the early modern history of Central Europe and the interconnections and relationships between them.
Die tschechischen Literaturhistoriker stellten sich schon wiederholt die Frage, wie die tschechischsprachigen Dichter des 17. Jahrhunderts die neue, d. h. barocke Dichtkunst kennenlernten und woher diese kam.1 Unser Text, der Feststellungen einer Suche nach den Textvorlagen des vom tschechischen Jesuiten Fridrich Bridelius (1619–1680) zusammengestellten Gesangbuchs Jesličky resümiert, ist ein geringer Versuch, zur Formulierung einer Antwort auf diese Frage beizutragen. Bridelius’ Gesangbuch ist ein kleiner, typographisch wenig anspruchsvoller Druck mit ca. 50 Liedtexten in tschechischer Sprache unterschiedlichen Alters, Umfangs und mit unterschiedlicher Herkunft und dichterischer Qualität, der 1658 in Prager jesuitischen Druckerei herausgegeben wurde. Nach den Angaben auf dem Titelblatt handelte es sich um ein sog. Neujahrsgeschenk, dem entspricht auch die monothematische Ausrichtung dieses Gesangbuchs: es konzentriert sich lediglich auf Advents- und Weihnachtsrepertoire.2 Etwa zur Hälfte besteht das Repertoire des Gesangbuchs Jesličky aus einer Auswahl aus dem reichhaltigen tschechischen hymnographischen Schaffen des 15. und 16. Jahrhunderts, die zweite Hälfte bilden Lieder, die man als „neu“ bezeichnen kann. Das Neue dieser Lieder kann dabei im doppelten Sinne des Wortes gesehen werden: zum einen sind diese Lieder erstmals in der tschechischen Hymnographie eben dank ihres Abdrucks in Jesličky belegt, und zum anderen handelt es sich Dieser Text entstand im Rahmen des Projekts Jesličky, staré nové písničky (F. Bridelius, 1658) – mezioborově koncipovaná kritická edice (GA ČR, 406/10/1454). Die erste Fassung dieser Studie wurde auf der Tagung Identität und Migration. Zum Kirchenlied in Böhmen vorgetragen, die 19.–21. September 2012 in Mainz stattfand. 1 Siehe v. a. Antonín ŠKARKA: Novost básnického umění Adama Michny z Otradovic, Acta Universitatis Carolinae. Philologica 1–3, Slavica Pragensia 9 (1967), S. 129–139; Václav ČERNÝ: Michna z Otradovic a Václav Jan Rosa v evropských souvislostech, in Až do předsíně nebes, Mladá fronta, Praha 1996, S. 141–215; Jiří PELÁN: K otázce „marinismu“ v české barokní poezii, Hudební věda 38 (2011), Nr. 1–2, S. 81–91. 2 Am Schluss war dann ein eigenständiger Teil mit drei Katechismusliedern für Kinder angefügt. © Etnologický ústav AV ČR, v. v. i., Praha 2012
Hudební věda 49, č. 4
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überwiegend um Liedtexte,3 die sich bezüglich ihrer Poetik deutlich zu einem Stil bekennen, der Mitte des 17. Jahrhunderts in Böhmen als „neu“ wahrgenommen wurde, d. h. zum Barock. Die „neuen“ Lieder aus Jesličky gehören also zu den ersten bekannten tschechischsprachigen Dichtungen, die als barock bezeichnen werden können.4 Für den Autor der sog. „neuen“ Lieder aus Jesličky wurde herkömmlich Bridelius gehalten,5 der als einer der bedeutendsten tschechischen Barockdichter überhaupt gesehen wird. Es wird somit nicht überraschen, dass viele dieser „neuen“ Lieder schon im Laufe des 20. Jahrhunderts wiederholt Gegenstand des Interesses tschechischer Literaturhistoriker waren.6 In diesem Zusammenhang verwundert es umso mehr, dass erst jetzt eine solch grundlegende Frage geklärt wird wie die der Textvorlagen und dass in dieser Problematik eher an musikwissenschaftliche Arbeiten7 als an eine literaturhistorische Forschung8 angeknüpft werden kann. Wir möchten also zuerst auf einige Momente verweisen, bei denen ein Zusammenhang mit dem Übergehen dieser Problematik von Literaturhistorikern zu sehen ist.
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Es handelt sich um folgende Liedtexte: Anjel Gabriel; Bohu všemohoucímu; Novou radost zvěstuji vám; Ježíškovi malému; Ó duše má rozmilá; Dnes se nám Kristus Pán; Co tu stojíte; Vesel se nebe; Zdrávo buď ó Nemluvňátko; Tvá láska příliš veliká; Ó duše má roztomilá; Ó dobré noviny; Děťátko kolíbejme; Sem, sem Děťátko; Krásná Panna překrásného Syna; Ó Dítě mé roztomilé; Rosa mladá s kvítím padá; Když Panna plačícího; Žádný se nestrachůj; Ach kdož podpal společný; Radůjte se, křesťané; Poslyš ó křesťane; Zavítej k nám Dítě milé; Slavíčku milý žáčku; Vítej Slavíčku; Nyní tohoto času und drei oben erwähnte Katechismuslieder Poďte sem děti; Poď sem mládež s ochotností und Hleď Boha jednoho znáti. Zum neuen Kirchenliedrepertoire von Jesličky gehören ebenfalls zwei Michnas Lieder Toto malé Děťátko und Chtíc aby spal aus dem Gesangbuch Česká mariánská muzika (1647) und das Weihnachtslied Veselé vánoční hody. 4 Neben dem Liedschaffen des Adam Michna von Otradovice, die in den Gesangbüchern Česká mariánská muzika (1647), Loutna česká (1653) und Svatoroční muzika (1661) herausgegeben wurde, bzw. neben einigen anonymen Kompositionen aus dem Gesangbuch Písně katolické (1622) von Jiřík Hlohovský. Zum barocken Charakter der „neuen“ Lieder aus dem Gesangbuch Jesličky vgl. Antonín ŠKARKA: Kapitoly z české hymnologie, in Půl tisíciletí českého písemnictví, Jan Lehár (Hrsg.), Odeon, Praha 1986, S. 257. 5 Alle „neuen“ Lieder aus dem Gesangbuch Jesličky wurden Bridelius zugeschrieben, und zwar trotz der Tatsache, dass diese Liedergruppe stilistisch sehr ungleichartig ist: neben brillanten Dichtungen von offensichtlichen dichterischen Ambitionen stehen Liedtexte, die dichterisch unbeholfen bis fast kunstlos sind. Die Frage auf die Autorschaft der „neuen“ Lieder in Jesličky übersteigt jedoch das Thema dieses Beitrages, deshalb werden wir sie in einer anderen Studie behandeln. 6 Einen Überblick von bisherigen Forschungen über Jesličky siehe in Marie ŠKARPOVÁ: Hymnograf Fridrich Bridelius. Několik literárněhistorických poznámek k rozsahu pojmu, in Omnibus fiebat omnia. Kontexty života a díla Fridricha Bridelia SJ, Marie Škarpová, Pavel Kosek, Tomáš Slavický, Petra Bělohlávková (Hrsg.), Antiqua Cuthna 4 (2010), S. 16–23. 7 Siehe vor allem Walter LIPPHARDT: Das generalbassbegleitete deutsche geistliche Lied in Böhmen 1650–1750, in Colloquium Musica cameralis. Musikwissenschaftliche Kolloquien der Internationalen Musikfestspiele in Brno, Bd. 6, Jiří Vysloužil, Rudolf Pečman (Hrsg.), Brno 1977, S. 115–125. Jiří SEHNAL: Písně Adama Michny z Otradovic, Hudební věda 12 (1975), S. 7, Anm. Nr. 26. 8 Es wurde bisher eigentlich nur von der fremdsprachigen Textvorlage der Komposition Slavíček vánoční diskutiert. Siehe Vilém BITNAR: Slavík sv. Bonaventury v literatuře českého baroku, in Postavy a problémy českého baroku literárního, Praha 1939, S. 21–41; Josef VAŠICA: České literární baroko, Praha 1938, S. 278–279, Anm. Nr. 5. P. Pešl machte dann auf deutsche Textvorlagen einiger Weihnachtsliedtexte in Jesličky aufmerksam; siehe Peregrin PEŠL: K pramenům poezie Adama Michny z Otradovic, Jihočeský sborník historický 47 (1978), Nr. 2–4, S. 112–113. Seine Studie blieb leider fast völlig vergessen.
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I Die tschechische Literaturwissenschaft setzt sich bis heute mit dem Erbe des Konzepts der Nationalphilologie auseinander. Die Nationalphilologie des 19. Jahrhunderts definierte die böhmische Literatur primär sprachlich, sie konzentrierte sich somit auf das tschechischsprachige Schrifttum. Für literarische Werke in anderen Sprachen, die auf dem Gebiet der böhmischen Länder entstanden und von Einwohnern der böhmischen Länder geschaffen wurden, interessierte sie sich überwiegend zu Zeiten, in denen Tschechisch als Literatursprache nicht belegt ist.9 Die deutschsprachige Literatur böhmischer Herkunft aus der Feder von Deutschböhmen oder Deutschmähren war dabei aus dem Konzept der Geschichte der böhmischen Literatur über einen sehr langen Zeitraum ausgeschlossen. Das tschechischsprachige und das deutschsprachige Schrifttum böhmischer Provenienz wurden so als Ausdruck zweier unterschiedlicher Literaturen bzw. Kulturen aufgefasst.10 Etwa ab Mitte des 19. Jahrhunderts entwickelt sich eine neue philologische Disziplin, die später als vergleichende germanistisch-slawische Literaturwissenschaft bezeichnet wurde. Mit ihr befassten sich insbesondere Deutschböhmen und Deutschmähren in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts und in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts.11 Etwas vereinfacht könnte man sagen, dass sich in den 30-er Jahren des 20. Jahrhunderts bei den tschechischsprachigen Forschern einerseits und den deutschsprachigen Forschern andererseits insbesondere zwei Konzepte einer Philosophie der böhmischen Geschichte profilierten. Die tschechischen Forscher verstanden die böhmischen Länder und ihre Kultur als Kreuzung westeuropäischer und osteuropäischer Ideen und kultureller Richtungen und Tendenzen.12 Einige deutschsprachige Forscher hingegen bevorzugten einen stark dualistischen Ansatz: die Tschechen erleben ihrer Meinung nach ihr geschichtliches Schicksal ausschließlich in der Gesellschaft mit den Deutschen, und noch 9 D. h. von der Mitte des 9. Jahrhunderts bis Ende des 13. Jahrhunderts und dies betraf vor allem übernationale Sprachen Latein und Altkirchenslawisch. Was die späteren Jahrhunderte angeht, widmete die tschechische Literaturwissenschaft Aufmerksamkeit nur einigen ausgewählten Literaten, die ausschließlich in lateinischer Sprache schrieben (z. B. Bohuslav Balbín). 10 Siehe Jiří HOLÝ: Česká literární historiografie, její formování a její obrazy německojazyčné literatury v českých zemích, Estetika 38 (2002), Nr. 2–4, S. 207–221; Michael WÖGERBAUER: Filologie služebnicí národa? Poznámky k funkci dějin literatury v Čechách 1882–1945, in O psaní dějin, teoretické a metodologické problémy literární historiografie, Kateřina Bláhová, Ondřej Sládek (Hrsg.), Academia, Praha 2007, S. 183–199. 11 Zur Geschichte der Germano-slawistik bzw. Germano-bohemistik siehe insbes. Václav BOK: Zu Stand und Aufgaben der Erforschung der mittelalterlichen deutschen Literatur aus den böhmischen Ländern, Brücken 1 (1991/1992), S. 123–136; Germanistik in den böhmischen Ländern im Kontext der europäischen Wissenschaftsgeschichte, 1800–1945, Milan Tvrdík, Ludmila Vodrážková-Pokorná (Hrsg.), Arco Verlag, Wuppertal 2006. Eine erudierte Übersicht über die Geschichte der Forschungen zur deutschsprachigen Hymnographie in den böhmischen Ländern bietet Václav PETRBOK: Koniášova Lob-Klingende Harffe deß Neuen Testaments: putování po matných stopách německojazyčné hymnografie (nejen) východních Čech v 18. století, in Stýkání, nebo potýkání? Z dějin česko-německo-rakouských literárních vztahů od Bílé hory do napoleonských válek, Triáda, Praha 2012, S. 97–117. 12 Bei einem vergleichenden Studium der tschechischen Literatur und der westeuropäischen Literaturen orientierten sie sich nicht nur auf das deutsche Schrifttum, sondern sie bemühten sich absichtlich bereits ab dem Ende des 19. Jahrhunderts systematisch um ein komparatistisches Studium der tschechisch-romanischen Beziehungen, und zwar auch in der frühen Neuzeit (siehe insbes. Prokop M. Haškovec, Václav Černý und Zdeněk Kalista); dieses Thema bleibt auch in der Gegenwart aktuell (vgl. z. B. Baroko v Itálii – baroko v Čechách, Hrsg. Vilém Herold, Jaroslav Pánek, Filosofia, Praha 2003; Italská renesance a baroko ve střední Evropě, Hrsg. Ladislav Daniel et al., Univerzita Palackého, Olomouc 2005).
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vielmehr oft in direkter Abhängigkeit von ihnen.13 Eine solche Auffassung wurde von den tschechischen Forschern ganz entschieden abgelehnt und führte in der Folge auf tschechischer Seite bis zu einer Hintanstellung des Interesses am Studium der deutsch-tschechischen literarischen und kulturellen Kontakte, und zwar trotz der Tatsache, dass die Bindungen der tschechischsprachigen Literatur an das deutsche Schrifttum z. B. gerade im 17. Jahrhundert bereits auf den ersten Blick deutlich sind (siehe z. B. nur die Umdichtung der Sammlung Trutznachtigall Friedrich von Spee ins Tschechische von Felix Kadlinský). Das Studium der tschechischen Literatur des 17. und 18. Jahrhunderts wurde darüber hinaus von den Anfängen der Nationalphilologie an in engem Zusammenhang mit der politischen Geschichte der böhmischen Länder der entsprechenden Zeit wahrgenommen. Der Zeitraum 1620–1781 wurde als Zeit der gezielten politischen Unterdrückung der Tschechen vonseiten der herrschenden Habsburgerdynastie, als Zeit der Liquidation des böhmischen Ständestaates und Zeit des wirtschaftlichen Niedergangs des Landes infolge des Dreißigjährigen Krieges interpretiert. Die systematische Rekatholisierung von Böhmen und Mähren wurde als absichtliches Mittel einer gezielten gewaltsamen Germanisierung der tschechischsprachigen Bevölkerung ausgelegt.14 Das Schrifttum jener Zeit wurde als sprachlicher und literarischer Verfall bis den 30-er Jahren des 20. Jahrhunderts gewertet und die tschechische Literaturwissenschaft konzentrierte sich deshalb auf das Studium des Schrifttums aus der Zeit der politischen Souveränität der böhmischen Länder bzw. aus dem 17. Jahrhundert interessierte sie sich vordergründig für das Schrifttum der tschechischen Exulanten, vor allem für J. A. Comenius.15 In der tschechischen Literatur des 17. und der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts, die so stark mit Rekatholisierungsbemühungen der Tschechen verbunden war, dominierten somit deutlich eine geistliche Thematik und Genres der religiösen Literatur. Gerade diese religiöse Ausrichtung diskreditierte die Literatur dieser Zeit vor allem nach dem Jahre 1948. Die tschechische Barockforschung wurde so in den Jahren 1948–1989 wieder in den Hintergrund gedrängt. Unter dem Einfluss der politischen Orientierung nach Osten wurde auch die literaturwissenschaftliche Komparatistik orientiert. Für die Zeiträume, in denen es nicht möglich war, deutlichere literarische Kontakte dieses Typs zu belegen, entzog sich die Frage der literarischen Transfers immer mehr der Aufmerksamkeit der Forscher, und man verwendete ein Interpretationsmodell, das die Eigenentwicklung der tschechischen Literatur betonte.16 13
Diese Auffassung ist z. B. für einen bedeutenden Vertreter der Germanoslawistik der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts, den Deutschböhmen Konrad Bittner typisch (siehe Monographie Deutsche und Tschechen. Zur Geistesgeschichte des böhmischen Raumes I. Von den Anfängen zur hussitischen Kirchenerneuerung aus dem Jahre 1936) und rief bei tschechischen Literaturhistorikern eine Welle deutlicher Missbilligung hervor (die ablehnenden Reaktionen resümierte sehr treffend Arne Novák in einer Rezension zu Bittners Buch, die in Český časopis historický 44 /1938/, S. 99–105, abgedruckt wurde). Eine ganz andere Methode zu demselben Thema benutzte z. B. Arnošt Kraus (vlg. Arnošt KRAUS: Německá literatura na půdě Československé republiky do roku 1848, in Československá vlastivěda. Bd. VII. Písemnictví, B. Janda, Praha 1933, S. 297–324). 14 Zur Geschichte der Interpretation und Bewertung der böhmischen Geschichte des 17. und 18. Jahrhunderts vgl. z. B. Sláva barokní Čechie. Stati o umění, kultuře a společnosti 17. a 18. století, Vít Vlnas (Hrsg.), Národní galerie, Praha 2001 (hier steht auch eine umfangreiche Bibliographie zur Verfügung). 15 Siehe z. B. Jan JAKUBEC: Dějiny literatury české I, J. Laichter, Praha 21929. 16 Charakteristisch ist vor allem die Interpretation der tschechischen Literatur des 17. und der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts in Josef HRABÁK et al.: Dějiny české literatury, Nakladatelství ČSAV, Praha
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Im Zusammenhang mit den oben genannten Tatsachen überrascht es nicht, dass vor allem das Studium der deutsch-tschechischen frühneuzeitlichen Literaturbeziehungen bei tschechischen Literaturhistorikern besonders in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts einer starken Selbstzensur unterlag. Ein beredtes Beispiel für eine solche Selbstzensur sind beispielsweise die Studien von Antonín Škarka zum dichterischen Schaffen des Adam Michna von Otradovice. In den Universitätsvorlesungen zur Geschichte der tschechischen Hymnographie, die in der ersten Hälfte der 40-er Jahre des 20. Jahrhunderts entstanden, konstatierte Škarka zur Frage der Inspiration „des ersten tschechischen Barockdichters“, dass einige Michnas Liedtexte „[…] jsou však také upraveny podle originálů cizojazyčných, z nichž se mi zatím podařilo najíti několik německých předloh, a to pro písně, které bývaly pokládány právě za vlastní výraz ducha Michnova […] Budiž však hned řečeno, že Michna i tyto cizojazyčné vzory zpracovává mistrovsky jako tvůrčí duch […] a také výrazově i myšlenkově je počešťuje.“17
In einer Studie, die Ende der 60-er Jahre des 20. Jahrhunderts publiziert wurde, bemerkt er jedoch zu diesem Thema nur sehr allgemein: „[…] wir wissen nicht, ob er außer dem kulturellen Neuhauser Milieu […] noch andere einheimische und vor allem ausländische (süddeutsche und vielleicht auch italienische) Kulturzentren kannte.“
Die Suche nach der Antwort auf die Frage, wo und wie Michna die neue, d. h. die barocke Musik- und Dichtkunst kennenlernte, endet dann in einer allgemein formulierten Aufforderung oder eher einem Wunsch für die Zukunft: „Vielleicht werden diese Probleme einmal durch ein gründliches vergleichendes Studium gelöst, wofür indessen sowohl die Orientierung über das Material, als auch genaue Richtlinien für die Forschung nötig wären.“18
Eine deutliche Veränderung der Herangehensweise der tschechischen Forscher an die Frage der Literaturbeziehungen in der frühen Neuzeit lässt sich erst in den 90-er Jahren des 20. Jahrhunderts herauslesen.19 Seit dieser Zeit ist auch eine systematische Entwicklung beim Studium des deutschsprachigen Schrifttums in den frühneuzeitlichen böhmischen Ländern und auch ein Interesse am vergleichenden Studium der deutsch-tschechischen Literaturbeziehungen in der 17. und 18. Jahrhundert zu beobachten.20 Gleichzeitig wird jedoch offensichtlich, dass trotz dieser intensiven Entwicklung der literaturwissenschaftlichen komparatisti1959. Vgl. auch Pavol WINZER: Šance a úskalí komparatistického přístupu v literárněvědné bohemistice, Česká literatura 50 (2002), Nr. 1, S. 18–30. 17 „[…] jedoch so nach den fremdsprachigen Originalen bearbeitet wurden, von denen es mir bisher gelungen ist, deutsche Vorlagen zu finden, und zwar für die Lieder, die als eigener Ausdruck von Michnas Geist gesehen wurden […] Es sei an dieser Stelle jedoch gleich gesagt, dass Michna auch diese fremdsprachigen Vorbilder meisterhaft als schöpferischer Geist verarbeitet […] und sie auch vom Ausdruck und den Gedanken her tschechisiert“. ŠKARKA, Kapitoly z české hymnologie…, S. 251. 18 Antonín ŠKARKA: Das dichterische Werk des Adam Michna von Otradovice, in Adam Michna z Otradovic: Das dichterische Werk, Hrsg. von Antonín Škarka, W. Fink, München 1968, S. 31–32. 19 Damals wurden auch einige ältere Forschungsergebnisse endlich veröffentlicht. 20 Eine gründliche Bibliographie zur Geschichte der Forschungen zum Thema deutsch-tschechische Literaturbeziehungen im 17. und 18. Jahrhundert bietet PETRBOK, Stýkání, nebo potýkání…
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schen Forschungen in den letzten Jahrzehnten immer noch viele Themen nicht bearbeitet wurden. Das war auch der Fall vom Repertoire des Gesangbuchs Jesličky.
II Bevor wir zur Analyse der Textvorlagen der „neuen“ Lieder in Jesličky kommen, ist es voranzuschicken, dass alle Thesen, die hier vorgelegt werden, relativiert werden, und zwar zum einen durch den Zustand der erhaltenen Quellen, zum anderen durch unsere Kenntnis der erhaltenen Quellen.21 Etwa bei der Hälfte der „neuen“ Liedtexte aus dem Gesangbuch Jesličky ist es gelungen, eine Verbindung zu fremdsprachigen Liedtexten festzustellen (siehe Tabelle, S. 386–388). Die meisten von ihnen weisen dabei eine Bindung zu deutschen Texten auf, die aus der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts stammen. Es handelt sich zum einen um Liedtexte, die in deutschen katholischen Gesangbüchern der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts belegt sind und spätestens ab den 50-er Jahren des 17. Jahrhunderts auch von deutschsprachigen Gesangbüchern böhmischer Herkunft gedruckt wurden,22 zum anderen um Lieder, die ausschließlich in deutschsprachigen Gesangbüchern böhmischer Herkunft erhalten geblieben sind, und zwar insbesondere dem anonymen Gesangbuch, das 1652 von Prager jesuitischen Druckerei und 165523 in erweiterter Form herausgegeben wurde.24 Es ist jedoch zu konkretisieren, dass es bei den meisten Liedern dieser anderen Gruppe gelungen ist, auch die lateinische Fassung zu finden.25 Nur die lateinische Fassung wurde bisher nur bei einem Liedtext identifiziert (siehe das Lied Nr. 34 Když Panna plačícího / Dum Virgo vagientem).26 21 Für die Vermittlung der deutschsprachigen frühneuzeitlichen Gesangbücher und für eine Einführung in diese Problematik danke ich ganz herzlich Prof. Hermann Kurzke und Dr. Christiane Schäfer aus dem Gesangbuchsarchiv der Johann Gutenberg-Universität in Mainz und dr. Jan Kvapil, der uns bereitwillig zahlreiche Kopien deutschsprachiger böhmischer Gesangbücher zur Verfügung gestellt hat. 22 Es handelt sich um die Lieder Novou radost zvěstuji vám (Nr. 19), Zdrávo buď ó Nemluvňátko (Nr. 25), Děťátko kolíbejme (Nr. 29) und Sem, sem (Nr. 30). 23 Siehe Marie ŠKARPOVÁ: Das Gesangbuch Newe und Alte Kirchenlieder (Prag 1655) und Bridelius’ Jesličky (Praha 1658), in: Literatur und Übersetzung. Bohemistische Studien, Raija Hauck, Zbyněk Fišer (Hrsg.), Greifswald 2008, S. 41–48. 24 Es handelt sich um die Lieder Ježíškovi malému (Nr. 20), Dnes se nám Kristus Pán (Nr. 22), Tvá láska příliš veliká (Nr. 26), Ó Dítě mé roztomilé (Nr. 32), Rosa mladá (Nr. 33), Ach kdož podpal společný (Nr. 36), Zavítej k nám Dítě milé (Nr. 42) und Poď sem mládež (Nr. 47), d. h. um eine ganze Hälfte aller festgestellten deutschen Textvorlagen. 25 Es handelt sich um die Lieder Ježíškovi malému (Nr. 20), Dnes se nám Kristus Pán (Nr. 22), Ó Dítě mé roztomilé (Nr. 32), Rosa mladá (Nr. 33), Slavíčku milý žáčku (Nr. 43). All diese Liedtexte sind in den Gesangbüchern aus der Mitte des 17. Jahrhunderts belegt. Eine Ausnahme bildet nur das Lied Philomela, praevia temporis amori (Nr. 43; als Textautor wurde traditionell der hl. Bonaventura angesehen, der Urheber ist jedoch offensichtlich sein Schüler John Peckham) und das Lied Hodie infantulus prodit orbi natus (Nr. 22), das vorerst nur in einer deutlich jüngeren Quelle vom Anfang des 17. Jahrhunderts belegt ist. Weil es jedoch aus der Mitte des 17. Jahrhunderts eine deutsche Fassung Ein schön kleines Kindelein belegt ist, die eher eine Übersetzung des lateinischen Textes als seine Vorlage zu sein scheint, ist nicht auszuschliessen, dass ebenfalls das lateinische Cantio schon aus früheren Zeiten stammt, mindestens aus der Mitte des 17. Jahrhunderts. 26 Das Cantio hat allerdings dieselbe Melodie wie das deutsche Lied Lasst uns das Kindlein wiegen, und weil das lateinische Cantio etwa ein halbes Jahrhundert später als das deutsche Lied belegt ist, handelt es sich höchstwahrscheinlich um eine Kontrafaktur.
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Es muss allerdings betont werden, dass es sehr schwierig ist, eine konkrete Vorlage für die tschechischen Liedtexte zu bestimmen bzw. das Gesangbuch zu identifizieren, das als direkte Vorlage für Jesličky gedient haben kann. Die entsprechenden deutschen und lateinischen Liedtexte sind nämlich mehrheitlich in mehreren Varianten belegt.27 Darüber hinaus ist die Beziehung zum tschechischen Text in den meisten Fällen nur sehr frei. Desweiteren ist festzustellen, dass bei den deutschsprachigen Texten, die sowohl in deutschen, als in böhmischen deutschsprachigen Gesangbüchern belegt sind, die tschechischsprachigen Texte näher an den deutschen als den böhmischen Varianten sind.28 Bei den Liedtexten, die die literaturhistorische Forschung Friedrich von Spee zugeschrieben hat, also einem um eine Generation älteren deutschen Ordensbruder von Bridelius, stehen den tschechischen Liedern meistens die „nicht-Spee’schen“ Fassungen näher (siehe auch Anhang Nr. 4, S. 396).29 Wie bereits erwähnt, ist eine getreue Übersetzung des deutschen Textes bei den sog. neuen Liedern des Gesangbuchs Jesličky wirklich nur in Ausnahmefällen zu finden; es handelt sich eigentlich nur um das Lied Poď sem mládež s ochotností (Nr. 47).30 Viel häufiger ist eine freiere Textbindung: das tschechische und das deutsche Lied weisen außer einer gemeinsamen Melodie und des Strophenschemas mehr oder weniger nur in der Liedeinleitung31 bzw. nur in wenigen Strophen eine stärkere Textbindung auf.32 Es ist auch der Fall belegt, in dem der tschechische Liedtext im Vergleich mit dem deutschen Text wesentlich gekürzt wurde.33 Im Kontext der damaligen (vor allem katholischen) literarischen Praxis, die eine feste „autorisierte“ Form – mit Ausnahme kanonisierter Texte – nicht sonderlich achtet, handelt es sich sicher um nichts Außergewöhnliches. Auch einige tschechische katholische Liedtexte durchliefen in der frühen Neuzeit recht deutliche Veränderungen in der weiteren Rezeption.34 Diese Voraussetzung relativieren allerdings die erhalten gebliebenen lateinischen Fassungen zweier Liedtexte. Zur Vorsicht mahnt der Fall des deutschen Liedes O Kindelein so kleine (Nr. 20), 27
Vgl. z. B. das Lied Zdrávo buď ó Nemluvňátko (Nr. 25), bei dem wegen der vielen Varianten des deutschen Textes eine nähere Beziehung zum tschechischen Text nicht näher festzustellen ist, es kann nur festgestellt werden, dass der tschechische Text keine getreue Übersetzung einer der erhalten gebliebenen deutschen Fassungen ist. 28 Dies ist insbesondere bei den Liedern Zdrávo buď ó Nemluvňátko (Nr. 25), Děťátko kolíbejme (Nr. 29) und Sem, sem Děťátko (Nr. 30) der Fall. 29 Dies ist bei den Liedern Děťátko kolíbejme (Nr. 29) und Sem, sem Děťátko (Nr. 30) der Fall. 30 Die Situation ist hier jedoch komplizierter, denn die tschechische Fassung ist zum Jahre 1658 belegt, die deutsche Fassung erst zum Jahre 1675. Ein Vergleich einiger Passagen des tschechischen und des deutschen Textes (siehe vor allem 4., 6. und 8. Strophe) zeugt jedoch eher von einer Filiationsverbindung in umgekehrter Richtung (siehe Anhang Nr. 1, S. 390–391). 31 Dies ist bei den Liedern Zavítej k nám Dítě milé (Nr. 42) und Ó dítě mé roztomilé (Nr. 32) der Fall. 32 Siehe z. B. das Lied Dnes se nám Kristus Pán (Nr. 22), wo die Textbindungen zwischen dem tschechischen und dem deutschen bzw. lateinischen Lied nur in der ersten und letzten Strophe zutage treten, oder das Lied Ach kdož podpal společný (Nr. 36), wo zwischen dem tschechischen und dem deutschen Liedtext nur in der ersten und der dritten Strophe Verbindungen zu finden sind. 33 Siehe das Lied Novou radost zvěstuji vám (Nr. 19), bei dem auch im Deutschen gekürzte Fassungen erhalten geblieben sind, doch keine stimmt deutlicher mit der tschechischen Fassung überein. 34 Wenn man sich nur auf das Repertoire des Gesangbuchs Jesličky beschränkt, ist eine recht deutliche Bewegung im Text nur in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts zu sehen, z. B. bei den Liedern Poslyš ó křesťane (Nr. 41) und Zavítej k nám Dítě milé (Nr. 42). Es sind z. B. nur die Fassungen beider Lieder in Šteyers Kancionál český zu vergleichen (siehe Anhang Nr. 5, S. 396).
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deren Eingangsstrophe eine zum Inhalt parallele lateinische Strophe vorausgeht (Puellulo tenello infantuloque bello). Diese lateinische Strophe weist dabei eine viel stärkere Bindung an den tschechischen Text als die entsprechende deutsche Strophe auf (siehe Anhang Nr. 6, S. 396). Ein noch deutlicherer Beleg ist das Lied Rosa mladá (Nr. 33), bei dem es gelungen ist, sowohl die deutsche (Ach was Blümel) als auch die lateinische Fassung (Coelo rores) zu finden. Während man den lateinischen Text als direkte Vorlage für den tschechischen Text ansehen kann (d. h. der tschechische Text kann als Übersetzung im heutigen Sinne des Wortes bezeichnet werden), ist die Beziehung des deutschen Textes viel freier: er weist hinsichtlich des tschechischen Textes nur in der Einleitung des Liedes deutlichere Textbindungen auf. Eine sehr ähnliche Textsituation liegt auch bei anderen Liedern, v. a. dem tschechischen und deutschen Liedtext Ach kdož podpal společný / Wer wird die Frewd außsprechen (Nr. 36) vor; das deutsche Lied hat darüber hinaus nicht nur einen deutschen (Frewden=Spiel unser L[ieben] Frawen), sondern auch einen lateinischen Titel (Delicium Amoris B[eatae] V[irginis]).35 Ist somit anzunehmen, dass auch bei diesem Lied der tschechische und der deutsche Text parallele Umdichtungen der angenommenen, jedoch nicht erhalten gebliebenen gemeinsamen lateinischen Vorlage sind, wie dies bei Lied Rosa mladá / Ach was Blümel / Coelo rores (Nr. 33) der Fall ist? Die Beantwortung dieser Frage wird einerseits dadurch erschwert, dass die neolateinische Hymnographie des 17. und 18. Jahrhunderts böhmischer Provenienz ein bisher fast nicht bearbeitetes Thema darstellt,36 andererseits ist da die Tatsache, dass bestimmte gedruckte Quellen der lateinischen Hymnographie böhmischer Herkunft nicht erhalten geblieben sind bzw. wir sie nicht kennen.37 Alle erwähnten lateinischen Vorlagen der sog. „neuen“ Lieder aus Jesličky haben wir dank gedruckter Gesangbücher nichtböhmischer Herkunft identifiziert: des slowakisch-lateinischen Gesangbuchs Cantus catholici, erschienen 1655 in Levoča, mit seiner gleichnamigen ungarisch-lateinischen Sprachvariante, die dort schon 1651 erschien, und des kroatisch-lateinischen Gesangbuchs Cithara octochorda aus dem Jahre 1701. Nur vereinzelt sind lateinische Lieder in damaligen tsche35
Vgl. Alte vnd Newe Catholische Kirchen Gesänge, Prag 1652, S. 226. Das konzentrierte Interesse der sprachlich definierten Nationalphilologie an einer Verfolgung der Emanzipation der Hymnographie in den Volkssprachen brachte mit sich, dass die lateinische Hymnographie außer Acht gelassen wurde, genauer gesagt konzentrierte sich die Aufmerksamkeit auf den Zeitraum vor der intensiven Produktion der tschechischsprachigen Hymnographie (dem entspricht auch der Zustand einer editorialen Zugänglichmachung: die einzigen existierenden Editionen der lateinischen Hymnographie böhmischer Herkunft richten sich auf die mittelalterlichen Cantiones, siehe insbes. Analecta hymnica Bd. I und XLV von G. M. Dreves). An die lateinische Hymnographie ging man darüber hinaus nur punktuell heran, denn diese wurde überwiegend nur als Vergleichsmaterial für die Hymnographie in den Volkssprachen verwendet. (Zu den Herangehensweisen der Forscher an die neolateinische Literatur der europäischen frühen Neuzeit, wie sich diese in der europäischen Forschung von der Entstehung der Nationalphilologien des 19. Jahrhunderts formierten, und den Desiderata der Forschungen zur lateinischen Literatur der frühen Neuzeit vgl. z. B. Marc FÖCKING, Gernot Michael MÜLLER: Einleitung, in: Abgrenzung und Synthese. Lateinische Dichtung und volkssprachliche Traditionen in Renaissance und Barock, Winter, Heidelberg 2007, S. 7–13.) 37 Von den erhalten gebliebenen gedruckten tschechischen Gesangbüchern der frühen Neuzeit enthalten nur Kancionál von Jan Rozenplut aus dem Jahre 1601 und Písně katolické von Jiřík Hlohovský von 1622 einige lateinische Texte, es handelt sich jedoch überwiegend um mittelalterliche Cantiones. Das umfangreiche Gesangbuch von Karel Holan Rovenský aus dem Jahre 1693 und das nicht minder umfangreiche Gesangbuch von Jan Josef Božan Slaviček rájský von 1719 enthalten neben tschechischen Liedern nur lateinische nichtstrophische Kompositionen. 36
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chischen handschriftlichen Gesangbüchern zu finden (siehe beispielsweise handschriftliches Gesangbuch aus dem 17. Jahrhundert aus Tištín in Mähren). Doch keines der oben erwähnten Gesangbücher, auch nicht das Cantus catholici, das auch von einem Jesuiten, Benedikt Szölösy, zusammengestellt wurde, war keine direkte Vorlage für die sog. „neuen“ Lieder aus Jesličky. Ein Beweis dafür ist das bereits erwähnte Lied Rosa mladá / Coelo rores (Nr. 33): seine Vorlage bilden nämlich sowohl einige Strophen der Fassung des lateinischen Liedes aus dem Gesangbuch Cantus catholici, als auch einige andere Strophen aus einer etwas veränderten Fassung desselben lateinischen Liedes, das in dem handschriftlichen Gesangbuch aus Tištín erhalten geblieben ist (siehe Anhang Nr. 2, S. 392–393). Abschließend möchten wir noch auf das Phänomen einer mehrmaligen tschechischen Umdichtung desselben Liedtextes aufmerksam machen (siehe Tabelle, S. 386–388),38 wobei für die einzelnen tschechischen Fassungen wiederum ein unterschiedliches Maß der Vorlagentreue charakteristisch ist (siehe Anhang Nr. 3, S. 394–395).39 Allerdings ist festzustellen, dass ihre Textvorlage, sei sie lateinisch oder deutsch, im tschechischen Umfeld der damaligen Zeit offensichtlich die Position eines Kanons innehatte, eines Vorbilds, das zur Nachahmung auffordert. Škarkas Hypothese, nach den Inspirationsquellen der tschechischen barocken Dichtung in der deutschsprachigen Hymnographie zu suchen (vgl. oben), erwies sich also im Fall des Gesangbuchs Jesličky als erfolgreich. Ebenfalls die Voraussetzung von Jiří Pelán über die Bedeutung der neolateinischen Dichtung für die tschechische Barockpoesie wurde bestätigt.40 Der geringe Umfang des analysierten Materials ermöglicht es jedoch verständlicherweise nicht, große Hypothesen zu formulieren, ganz abgesehen von großen Schlüssen. Trotzdem bietet er zumindest einen Ausgangspunkt für einige Fragen, die als Anregungen für weitere hymnologische Forschungen dienen können. Bei der Suche nach den fremdsprachigen Textvorlagen der „neuen“ Lieder aus Jesličky gelang es, eine Gruppe von deutschen Liedtexten festzustellen, die nur in den deutschsprachigen Gesangbüchern böhmischer Herkunft belegt sind. Existierte also im 17. Jahrhundert bei den Deutschböhmen neben dem allgemein verbreiteten deutschen katholischen Liedrepertoire auch ein eigenes spezifisches Liedrepertoire? Und wenn ja, ergab sich dessen Spezifik auch durch andere Aspekte als nur durch den räumlichen Aspekt,41 und zwar z. B. durch die enge Bindung an die lateinische Hymnographie? Es ist in diesem Zusammenhang bemerkenswert, dass bei den meisten deutschsprachigen Liedern speziell böhmischer Provenienz eine lateinische Parallele identifiziert werden konnte (siehe Tabelle, S. 386–388). Bei einigen „neuen“ Liedern aus Jesličky gelang es, für das 17. Jahrhundert (event. auch den Beginn des 18. Jahrhunderts) ihre Verbreitung in einem breiteren europäischen Raum über mehrere Sprachgrenzen hinweg zu identifizieren (siehe 38
Es handelt sich um die Lieder Ježíškovi malému (Nr. 20), Dnes se nám Kristus Pán (Nr. 22), Zdrávo buď ó Nemluvňátko (Nr. 25), Tvá láska příliš velká (Nr. 26), Děťátko kolíbejme (Nr. 29), Ó Dítě mé roztomilé (Nr. 32), Rosa mladá (Nr. 33) und Když Panna plačícího (Nr. 34). 39 Es ist auch belegt, dass verschiedene tschechische Umdichtungen derselben Textvorlage in der späteren Rezeption miteinander „kontaminiert“ wurden (siehe Anhang Nr. 7, S. 397). 40 Vgl. PELÁN, K otázce „marinismu“…, S. 81. 41 D. h. die Verbreitung über böhmische, event. mährische oder schlesische Druckereien.
Ein grosse Frewd verkünd(ig) ich euch (Vogler 1625; Prag 1652) O Kindelein so kleine (Prag 1652)
Ein schön kleines Kindelein ist uns heut geboren (Prag 1652) 1. Gegrüsset seystu O Jesulein / schöns Kindelein (Köln 1613) 2. Dich grüssen wir o Jesulein (Würzburg 1622; Prag 1652) 3. Wir bitten dich O Jesulein (Mainz 1628) Dein grosse Lieb O Jesulein (Prag 1652)
Nr. 19 Novou radost zvěstuji vám
Nr. 22 Dnes se nám Kristus Pán
Lasst uns das Kindlein wiegen (München 1604; Prag 1652)
1. Kom Kind es muß seyn/ zur Wiegen hinein (Paderborn 1628) 2. O Jesulein zart/ Das Kriplein ist hart (Würzburg 1622; Prag 1676)
Nr. 29 Děťátko kolíbejme, Nemluvňátko žehnejme
Nr. 30 Sem, sem Děťátko, musíš Robátko
Nr. 26 Tvá láska příliš veliká
Nr. 25 Zdrávo buď ó Nemluvňátko, Jezulátko
Nr. 20 Ježíškovi malému, Synáčkovi Božímu
deutsche Liedtexte
tschechische Liedtexte von Jesličky (Praha 1658)
Hodie infantulus prodit orbi natus (CO 1701)
Puellulo tenello infantuloque bello (Prag 1652; nur 1. Strophe)
lateinische Liedtexte
Jezusa poziblimo (Ms. Ljubljana 17. Jh.)
Zdravo budi, mlado Dete (PZ 1644)
Denes je naro eno nebesko Detece (PZ 1644)
Liedtexte in anderen slawischen Sprachen (kroatisch, slowenisch)
Tabelle – „Neue“ Liedtexte aus dem Gesangbuch Jesličky und ihre textlichen Varianten
Tvá láska milý Ježíši nad tebou se zmocnila (Šteyer 1683) 1. Ježíška přivítejme (Michna 1661) 2. Kolíbejmež děťátko, maličké pacholátko (Bojkovice cca 1750) 1. Čas jest, děťátko, poď, pacholátko (Michna 1647) 2. Poď sem, děťátko, mé pacholátko (Šťastný 1661–1684)
Prosíme tě, ó Růžičko (Michna 1661)
1. Pacholátku malému (Holan 1694) 2. Toto malé děťátko (Michna 1647) Narodilo se z Panny malé Pacholátko (Holan 1694)
andere tschechische zeitgenössische Umdichtungen
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Coelo rores pluunt flores (CC 1651, CC 1655, Tištín 1647, CO 1701) Dum Virgo vagientem (CC 1655, CO 1701)
O puer dilectissime. Tu moves pectora (CC 1651, CC 1655, CO 1701)
Wer wird die Frewd außsprechen (Prag 1652) Gegrüsset seystu Jesulei/ in diesem Krippelein (Prag 1652) Nachtigall/ dein edler Schein Philomela, praevia temporis (Vetter 1613) amoeni (Peckham, 13. Jh.) Kommt her ihr Kinder allesamt (Braun 1675)
1. O Kind o liebes Herzelein/ du nimst mirs Herze mein (Prag 1652) 2. O allerliebstes Kindlein du nimbst die Herzen ein (Nisa 1675) Ach was Blümel schickt der Himmel (Prag 1652) Kad Deva Boga rodila (CO 1701)
O Dete blagoslovjeno, kak si me ranilo (CO 1701)
Když Panna plačícímu (CC 1655)
1. O pacholátko přemilé! Děťátko spanilé (Michna 1661) 2. O dítě, jenžs na svět přišlo, srdces mé proniklo (Klabík 1674, Nachschrift aus dem 18.–19. Jh.) Roso z nebe, dá květ z sebe (Tištín 1647)
Adam MICHNA VON OTRADOVICE: Česká mariánská muzika, Jesuitische Druckerei, Praha 1647 (Knihopis Nr. 5558) Tištínský kancionál, 1647, (Moravský zemský archiv Brno, Fond G 11, Sign. FM 631) Alte vnd Newe Catholische Kirchen Gesänge, Jesuitische Druckerei, Prag 1652 Fridrich BRIDELIUS: Jesličky. Staré nové písničky, Jesuitische Druckerei, Praha 1658 (Knihopis Nr. 1340) Adam MICHNA VON OTRADOVICE: Svatoroční muzika, Jesuitische Druckerei, Praha 1661 (Knihopis Nr. 5559) Kancionál Jana Klabíka ze Želechovic, Hs. aus dem Jahre 1674 (Moravské zemské muzeum Brno, Musikabteilung, Sign. A 6812) Hymnodia Catholica, U. Goliasch, Prag 1676 Kancionál Václava Šťastného, Hs. aus den Jahren 1661–1684 (Knihovna Národního muzea, Sign. V B 19)
„Neue“ Lieder im Gesangbuch Jesličky …
Böhmische Quellen Michna 1647 Tištín 1647 Prag 1652 Praha 1658 Michna 1661 Klabík 1674 Prag 1676 Šťastný 1661–1684
Die Nummer in der ersten Spalte bezeichnet die Reihenfolge des Liedes im Gesangbuch Jesličky. In den Klammern nach den Inzipiten der Liedtexte werden die ältesten belegten Einträge des Liedtextes in den einzelnen Gebieten Europas angeführt.
Nr. 34 Když Panna plačícího Nr. 36 Ach kdož podpal společný Nr. 42 Zavítej k nám Dítě milé Nr. 43 Slavíčku milý žáčku Nr. 47 Poď sem mládež s ochotností
Nr. 33 Rosa mladá s kvítím padá
Nr. 32 O Dítě mé roztomilé, ty raníš srdce
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Newe auserleßne Geistliche Lieder, N. Henricus, München 1604 Catholische Kirchen Gesäng, Peter von Brachel, Köln 1613 Conrad VETTER: Paradeißvogel / das ißt / Himmlische Lobgesang, Angermayer, Ingolstadt 1613 [Fridrich von SPEE]: Das Allerschoenste Kind in der Welt, J. Volmar, Würzburg 1622 Georg VOGLER: Catechismüs Jn außerlesenen Exempeln, J. Volmar, Würzburg 1625 Himlische Harmony […] Das ist / New Mayntzisch Gesangbuch, G. Frideric, Mainz 1628 Christlich Catholisch Gesangbuch, H. Pontano, Paderborn 1628 Johann Georg BRAUN: Echo Hymnodiae Coelestis, Abraham Liechtenthaler, Sulzbach 1675
Deutsche Quellen München 1604 Köln 1613 Vetter 1613 Würzburg 1622 Vogler 1625 Mainz 1628 Paderborn 1628 Braun 1675
Andere Quellen Nisa 1675 Ms. Ljubljana 17. Jh.
CO 1701
Kroatische Quellen PZ 1644
Geistlicher Paradeisz Vogel der Catholischen Deutschen, J. C. Schubert, Neyß 1675 Ljubljana, Narodni muzej Slovenije, Sign. 7529 (Siehe Marijan SMOLIK: Odmev verskih resnic in kontroverz v slovenski cerkveni pesmi od začetkov do konca 18. stoletja, Ljubljana 2010 – http://nl.ijs.si:8080/fedora/get/ebz:ovr/VIEW [am 30. 10. 2012 zitiert])
Pavlinski zbornik 1644, Hrsg. von Koraljka Kos, Antun Šojat, Vladimir Zagorac, Opera Academiae scientiarum et artium Croaticae, Zagreb 1991 (Ms. Zagreb, Nacionalna i sveučilištna biblioteka, Sign. R 3629) Cithara octochorda, Zagreb 31757, Hrsg. von Izak Špralja, Lovro Županović, Opera Academiae scientiarum et artium Croaticae, Zagreb 1998. (On-line Facsimile siehe: http://stari.nsk.hr/Bastina/knjige/Cithara/Cithara.html [am 30. 10. 2012 zitiert])
Oberungarische Quellen CC 1651 Benedikt SZÖLÖSY: Cantus Catholici, V. Brewer, Levoča 1651 CC 1655 Benedikt SZÖLÖSY: Cantus Catholici, V. Brewer, Levoča 1655 (Knihopis Nr. 1456)
Matěj Václav ŠTEJER: Kancionál český, J. Černoch, Praha 1683 (Knihopis Nr. 15935) Václav Karel HOLAN ROVENSKÝ: Capella regia musicalis, J. Laboun, Praha 1694 (Knihopis Nr. 1458) Bojkovický kancionál, Ms. aus den 17.–19. Jahrhunderten (MZM Brno, Musikabteilung, Sign. A 6336)
Šteyer 1683 Holan 1694 Bojkovice cca 1750
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Tabelle, S. 386–388).42 Es handelt sich zum einen um Liedtexte in lateinischer Sprache und einigen (vor allem slawischen) Volkssprachen, zum anderen um Lieder, die (bisher) nur in Volkssprachen belegt sind.43 Die im gesamteuropäischen Raum verbreitete lateinische Sprache (ggf. in einigen Fällen die deutsche Sprache) spielte bei der Migration dieser Lieder sicherlich eine wesentliche Rolle.44 Diese Tatsache erregt allerdings weitere Fragen. Nennen wir mindestens einige von ihnen: In welche Richtung bewegten sich diese Liedmigrationen? Hatten sie einen Brennpunkt? Auf welche Weise verbreiteten sich diese Lieder über Sprachgrenzen hinweg und wer verbreitete sie ? Welche Rolle spielte hierbei der Jesuitenorden? Es gelang, nicht nur einige barocke lateinische Cantiones zu finden, sondern auch ihre Rezeption in einem ziemlich breiten Raum45 festzustellen. Das Lateinische als eigene Sprache der katholischen Kirche leistete zweifelsfrei vor allem in der Zeit nach dem Konzil von Trient als selbstidentifizierendes Mittel der Katholiken der frühen Neuzeit gute Dienste. Wie sah also die Funktion dieser barocken lateinischen Cantiones im 17. und 18. Jahrhundert im katholischen Umfeld aus? Wer waren ihre Urheber, Interpreten, Zuhörer? Wie gestaltete sich die Beziehung der barocken lateinischen Cantiones zur katholischen Hymnographie in den Volkssprachen der entsprechenden Zeit? Warum ist im böhmischen Umfeld das lateinische Liedschaffen der frühen Neuzeit fast nicht erhalten geblieben und warum wurde es wahrscheinlich überhaupt nicht in gedruckter Form herausgegeben ? Hängt dies mit der Herausgabe vieler tschechischsprachiger und deutschsprachiger Gesangbücher in der damaligen Zeit zusammen ? Mit einer zahlenmäßig geringen Anzahl der anzunehmenden Nutzer, deren Bedürfnisse aus ausländischer gedruckten Produktion abgedeckt werden konnten? Oder mit den Topoi der Tschechen als Liebhaber geistlicher Lieder in tschechischer Sprache, die spätestens ab den 40-er Jahren des 17. Jahrhunderts46 wiederholt als Argument auftauchten, das die Notwendigkeit begründet, katholische geistliche Lieder in tschechischer Sprache herauszugeben? Wir wünschen, dass unser Text nicht der letzte Beitrag zu diesem Thema, sondern erst die erste Anregung zur weiteren Forschung sein wird. 42
Siehe Lieder Ježíškovi malému (Nr. 20), Dnes se nám Kristus Pán (Nr. 22), Zdrávo buď ó Nemluvňátko (Nr. 25), Děťátko kolíbejme (Nr. 29) und Ó Dítě mé roztomilé (Nr. 32), belegt im 17. Jahrhundert in mehr als zwei Sprachvarianten. 43 Siehe z. B. das Lied Dnes se nám Kristus Pán (Nr. 22) und ihre lateinische (Hodie infantulus prodit orbi natus), deutsche (Ein schön kleines Kindelein ist uns heut geboren) und kroatische Fassung (Denes je narođeno nebesko Detece) – siehe Anhang Nr. 8, S. 397. 44 Die Bedeutung des Lateinischen als Gelehrten- und Schul- und in der katholischen Kirche ebenfalls Liturgiesprache war im frühneuzeitlichen Europa immer noch wesentlich – vgl. z. B. Peter BURKE: Jazyky a společenství v raně novověké Evropě, NLN, Praha 2011, S. 41–55. 45 In der Form des einstimmigen Liedes gelang es, Quellen der Liedtexte vor allem in Böhmen (mittels Jesličky), Oberungarn (mittels Cantus catholici) und in der Balkanhalbinsel (mittels Cithara octochorda) zu finden (siehe Tabelle, S. 386–388); in den mehr komplizierten musikalischen Formen wird die Rezeption der lateinischen Liedtexte in einem noch breiteren Gebiet Europas belegt (siehe den Beitrag von Tomáš Slavický, S. 399–415). 46 Siehe mindestens die lateinische Widmung des Prager Jesuitenseminars St. Wenzel für den Prager Erzbischof zum ansonsten tschechischsprachigen Gesangbuch Česká mariánská muzika von Adam Michna von Otradovice: „Bohema plebs, eminentissime princeps, nescio quo suae gentis genio ad patrias psalmodas addicta; quae superiore seculo, non una eheu haeresi intecto, dulcibus modulis, per serpentinos incantantium luporum sibilos, ad alienos caularum greges perniciose obligata fuerat; ut posthac unam unice summi Pastores Christi vocem lubentius obaudiret, piorum suasu Cantionale hoc novum Parthenium, mysteria vitae Christi, beatae Virginis ac futurae vitae enarrans, quo universae et sodalitates Marienae et parochiales paraeciae opportunius uterentur, patrio quidem idiomate, at stylo amoeniore, … Clio domestica concinnavit.“ (Adam MICHNA VON OTRADOVICE: Básnické dílo, Hrsg. von Antonín Škarka, W. Fink, München 1968, S. 43.)
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Anhang der Liedtexte Nr. 1
Poď sem mládež s ochotnosti / Kommt her ihr Kinder allesamt
Fridrich Bridelius (Praha 1658) 1. Poď sem mládež s ochotnosti, píseň si zaspívejme: podlé naší povinnosti, díky, čest Bohu vzdejme: poprosme Boha našeho, bychom mohli uměti, vzývejme Ducha svatého, co mají umět děti. 2. Poďte sem vesele, rádi, nemařte svého času, učte se dobremu z mládí, nechejte zlostnou chasu. Zde na duši i na těle, i v každém živobytí, poslyšte učení celé, budete prospěch míti. 3. Katechysmus obsahuje, v sobě paterou stránku, v ničemž hlavním nechybuje, bez kacířství, bez zmatku: to samé v pravdě dá vědět, co Římská církev učí, ta již přes šestnacte set let, jedinkou Víru učí. 4. Víra první z pět hlavních stran, jen pozorúj bedlivě, jak má vědět každý křesťan, jestli živ spravedlivě. Bůh jest jeden, víc jich není, k tomu svatá Trojice, hlavní největší učení, nahradí na tisíce. 5. Též, že Syn Boží z výsosti, Pán Kristus na svět vyšel, z lásky a z pouhé milosti, vzav člověčenství, přišel. Trpěv hlad, žížeň, ouzkosti, potom ráčil umříti, však skrz smrt, skrz své bolesti, tak nám nebe dobýti.
Braun 1675 1. Kommt her ihr Kinder allesamt/ last eure Stimm erschallen Kommt her und thut was euer Ampt/ es wird Gott wolgefallen: Rufft an deß heiligen Geistes Gnad/ die Christlich Lehr zu fassen/ bitt Gott um seine Hülff und Rath/ thuts ja nicht unterlassen. 2. Mit Freuden alle kommt herzu/ last euch die Zeit nicht reuen und mercket auf in gutter Ruh/ es wird euch wol gedeyen: an Seel und Leib/ an Gut und Ehr/ hie und in jenem Leben/ drumb höret an die Christlich Lehr/ vernehmets nur fein eben. 3. Der Catechismus hält in sich/ fünff Hauptstuck kurtz beschrieben nicht wie die Ketzer listiglich/ verfälschet und verrüben: sonder wie es allezeit fürwahr/ die Römisch Kirch gelehret/ schon tausend und sechshundert Jahr/ ein Glaub der allzeit wehret. 4. Der Glaub das erste Hauptstuck ist/ hört zu und merckts fein fleissig daß wissen muß ein jeder Christ/ wer hie will leben weißlich: daß nur ein Gott sey/ und nicht mehr/ doch dreyfach in Personen/ diß ist die allererste Lehr/ so Gott will hoch belohnen. 5. Auch daß der einig Gottes Sohn/ Herr Jesus Christ sey kommen aus lauter Lieb vons Himmels Thron/ die Menschheit angenommen: und glitten hab groß Angst und Noth/ am Creutz elend gestorben/ und uns durch seinen bittern Tod/ den Himmel hab erworben.
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„Neue“ Lieder im Gesangbuch Jesličky … Fridrich Bridelius (Praha 1658) 6. Druhá strana vůbec známo, nad jiné umělosti, Otče náš, tak jak nazváno, má být v velké vážnosti. Zdrávas k tomu přináleží, Andělské pozdravení, cti Mariji, jak náleží, vzdej jí díkův činění. 7. V třetím dílu ó křesťane, zachovej Přikázaní, všem od Boha rozkázané, jak první tak poslední. Sladké jho, lehké břemeno, jak sám Pán Kristus učí, Bohu žel těch, jichž rameno, jak sami praví, tlačí. 8. V čtvrtém dílu a v spůsobu, sedm učí svátostí, největší Církve ozdobu, plných Boží milosti. Žádná moc lidská přidati, nemůž jedinkou svátost, co koliv křičí s závratí, kacíří pro pejchu, zlost. 9. Pátá stránka naučení, jest pobožných pravidlo, bez níž neobstojí žádný, by se k nebi chodilo. Jest křesťanská spravedlnost, do nebe přímá cesta, čiň dobře, a zanechej zlost, uvede tebe jistá. 10. Příjdiž, příjdiž Duše svatý, přijď, naplň nás milostí, u tebe jest poklad zlatý, navštěv nás svou štědrostí. Osvěť všechny staré, malé, ať tomu rozumíme, k toběť se modlíme stále, co umíme, kýž plníme. Amen.
391 Braun 1675 8. Das vierdte Hauptstuck ist bekannt/ vor allen andern Lehren: das Vatter unser wirds genannt/ zu halten in groß Ehren: darzu der Englich Gruß gehört/ ein schön Gebet und Weise/ mit welchem man Mariam ehrt/ mit Lob/ Ehr/ Danck und Preyse. 7. Im dritten Hauptstuck lehr O Christ/ die zehn Gebott zu halten wie dann von Gott befohlen ist/ den Jungen und den Alten: die Bürd ist leicht/ süß ist diß Joch/ wie Christus selbsten lehret/ und seynd leyder die sagen doch/ sie seyn darmit beschweret. 6. Im andern Hauptstuck haben wir/ siebn heilig Sacramenten die seynd der wahren Kirchen=Zier/ an allen Ort und Enden: kein Menschen=Gwalt kan nimmermehr/ ein Sacrament einsetzen/ wie uns falsch zeicht der Ketzer=Heer/ mit viel Geschrey und Schwätzen. 9. Das fünff und letzte Hauptstuck ist/ ein Richtschnur aller Frommen ohn die nicht kan bestehn ein Christ/ auch nicht in Himmel kommen: es ist die Christlich Grechtigkeit/ zum Himmel gwisse Strassen/ wann wir darinn lebn allzeit/ Guts thun/ und das Böß lassen. 10. Komm heiliger und höchster Geist/ ach komm mit deiner Gnaden: bey uns must thun das allermeist/ demütig wir dich laden: leucht uns alle groß und klein/ die Christlich Lehr zu fassen/ daß bitten wir all ins Gemein/ ach thu uns nicht verlassen.
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392 Nr. 2
Marie Škarpová Rosa mladá / Coelo rores
Praha 1658 1. Rosa mladá, s kvítím padá, zem a svět opojuji, hlasně uší, tak jak sluší, andělé potěšují. 2. Role měkne, palouk kvetne, našemu Králíčkovi, les se pouští, studně prejští, malému Ježíšovi. 3. Mátky lkání, když se klaní, že Bůh člověk maličky, Syn se směje, uznávaje, slzy milé Matičky. 4. Pláče Máma, hněte sláma, příliš tvrdé jesličky, vůkol se plete, seno hněte, na němž leží maličký. 6. Vítr věje, Pán se směje, chlév studený provívá, Král outličký, Pán maličký, ach jaké tance mívá! 7. Přistojící, se divící, dvý hovádka dejchají, dvě hovádka, sou čeládka, jak mohou zahřívají.
CC 1655 1. Coelo rores pluunt flores, et terras inebriant. Dulce melos implet coelos, angeli conjubilant. 2. Rident sata, virent prata, Nato Regi parvulo. Gaudent montes, saltant fontes, magno mundi Domino. 3. Mater plorat, cum adorat DEUM factum Hominem. Natus ridet, quando videt, charam Matrem Virginem. 5. Ridet foenum inamoenum; et ridet praesepium. Sic innectens, sic amplectens, Universi Dominum. 7. Cum nivalis hyemalis casam inflat boreas. En tenella, mollicella, membra tremunt choreas. 6. En adstantes animantes, fuso fovent spiritu. Admirantes, salutantes, parvolum cum gemitu.
Tištín 1647 (Hs.) 1. Coeli rores fluunt flores et terras inebriant. Dulce melos implet coelos angeli conjubilant. 2. Rident sata, virent prata nostra Regi parvulo. Gaudent montes, omnes fontes magno mundi Domino. 3. Mater plorat, cum adorat factum Deum hominem, natus ridet, quando videt charam Matrem Virginem.
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„Neue“ Lieder im Gesangbuch Jesličky … Praha 1658 8. Místo dvoru, jdou na horu, ku Králi Pánu svému, pastuškové, jsou žáčkové, píseň zpívají jemu: 9. Zrozen z Panny, nám jest daný, Kristus Ježíš, Syn Boží, radújme se, i těšme se, nam jest dané to Zboží. 10. Všickni za to, národové, čiňte poděkování, alleluja, chvalte Boha, z divného narození.
CC 1655 4. Vitant caulam, petunt aulam Regis nati coelicam. En pastores sunt cantores, JESU cantant ecclogam.
Tištín 1647 (Hs.)
4. Christus natus nobis datus ex intacta Virgine exultemus et sonemus Jesus natus hodie. 5. Piae mentes omnes gentes lato corde plaudite Jesus natus nobis datus Alleluja canite. 8. Crasso filo, rupto lino, Virgo ligat parvulum. Et algentem, et trementem Mater fovet filium. 9. Nostrum pectus Christo lectus, et sit cor praesepium. Deo plenum, caro foenum, et sit pectus stabulum.
Nisa 1675
O allerliebstes Kindelein, du nimbst die Herzen ein: O Jesu du Wonne so klar als die Sonne/ o Kind neugeboren/ für tausend erkohren/ du nimbst die Hertzen ein.
Wenn ich beschau dein Aeugelein/ nenn ich sie Sternlein; die tugendtlieb prahlen/ und wonnig=strahlen; mit jeglichen blicken/ die Herzen berücken; wehn sie, berührn ist dein.
Dein Mündlein ist ein Gärtelein, wie blühen doch so fein, die Rößlein darinne/ darauß ich gewinne/ wann du sie bewegest/ und gegen mir regest/ den besten Rosen=Wein.
Nu nihm die Welt nur gäntzlich hin/ dich ihr mein Sinn, Du kanst mich ergötzen/ bist würdig zu schätzen/ verzuckst mein Gemüthe/ fängst Herz und Geblüthe/ und alles was ich bin.
CC 1655
O Puer dilectissime, tu moves pectora, o JESULE chare, ut sidera clare; o Parvule nate, plus millies grate. Tu moves pectora. Tu moves pectora.
Si tua spectem lumina, haec duo astra sunt. Ex quibus amoena, cum luce serena, quod fulmina iacis, tot vulnera facis. Vivit, qui tangitur. Vivit, qui tangitur.
Os tuum, merus hortulus. Ah in hoc hortulo! O quam generosae, sunt labia rosae. Ex illis, per illas, sermonem distillas: plus quam rosaceum, plus quam rosaceum.
Vel mundum omnem tollito, Tu mihi mundus es. Tu dignus amari, Tu scitus iocari, Tu pectore rupto, et animo capto. Me totum vendicas, Me totum vendicas.
Seno, slámu tvou postel máš, s hovady přebýváš, hovadské jesličky jsouť místo kolíbky, volek a osliček jest tvůj statek všecek, tvojí jsou dvořané.
Než tomu se hrubě divím, že tě v jeslech vidím, že v plenkách malého vidím Boha mého, pohodlí nemíti, zimou se trápiti pro naše spasení.
Když tvář tvou sobě rozjímám, z lásky velké říkám: Nad hvězdys krásnější, nad měsíc jasnější, ó Boží Synáčku, spanilý Miláčku, střelou milování.
Ó Pacholátko přemilé! Děťátko spanilé, ó Synáčku krásný, nad slunýčko jasný, ó Poklade věčný, ó Sklade bezpečný, ty mé srdce raníš.
Praha 1661 A. Michna z Otradovic
Ej tvýma Dítě očima, nad slunce jasnýma, vzhlédni na mne milé Děťátko spanilé, ó Kvítku rozmilý, nejdražší tou chvíli, Ježíši přemilý.
Ústa tvá spanilý kvítek co z zahrádky štípek, ó Zahrádko milá, Růžičko spanilá, krásou ozdobuješ, k milosti vzbuzuješ, s Bohem mne spojuješ.
Když hledím na tvé očičky, vidím dvě hvězdičky, ach přejasná záře pochází z tvé tváře! Srdces mé ranila, k radosti pohnula, s Bohems mne smířila.
Ó Dítě jenžs na svět přišlo, srdces mé proniklo, ó Ježíši z nebe, sáms dobrý od sebe, nad slunces libější, nad všecko milejší Ježíši nejlepší.
Klabík 1674, Nachschrift aus dem 18.–19. Jh. (Hs.)
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Tvé nožičky, tvé ručičky, tvé oudy outlíčký, očima žehrají, kteréž zahřívají, volek i oslíček, stoje u jesliček, tebe želejíce, při tvé kolíbčičce.
Když očičky rozvažuji, dvě střely spatřuji, které moje srdce, pronikají prudce, když na mě pohlídne, tehdy mě probodne, Děťátko maličký, Děťátko maličky.
Patřímli na tvou krásnou tvář, z níž vzchází jasná zář, ta svět ozdobuje, vše obveseluje, preč smutek zahání, přináší plesání, ó Dítě rozmilé, Děťátko spanilé.
Ó Dítě mé roztomilé, ty raníš srdce mé, ó Dítě rozmilé, Robátko přemilé, ó Ježíšku krásný, nad slunéčko jasný, ty raníš srdce mé, ty raníš srdce mé.
Praha 1658 F. Bridelius
Nr. 3 O puer dilectissime / O Kind o liebes Herztlein / Ó Dítě mé roztomilé / Ó Pacholátko rozmilé / Ó Dítě jenžs na svět přišlo
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Marie Škarpová
Ó Dítě mé roztomilé, ty raníš srdce mé, ó Ježíšku jasný, ó Jelínku krásný, malé Nemluvňátko, malé Pacholátko, chudé Nebožátko, nebeské Paňátko.
Nyní tvá překrásná líčka, […] i tvá milost bude, když na tebe půjde, od zlého katana, přeukrutná rána, všechen se proměníš, krásu, barvu změníš.
Numquid iam dilectissime, sic recte canitur? O JESULE blande! O Puer amande! O pusio decens, infantule recens. Tu moves pectora. Tu moves pectora. Amen.
Když patřím na tvou Matičku, spatřuji hrdličku, kterážto kolíbá, objímá i líbá, plačíce, kvílíce, na tebe hledíce, všechna zarmoucená, hrdlička samotná. Nyní tvá lázeň maličký, jsou slzy Matičky, jiná bude lázeň, když vyvedou tě ven, krev z těla svatého, tepouc nevinného, obmývajíc našich, neřest hříchův mrzkých.
Jesu, nun sol dir allein/ mein Herz ergeben sein: Du magst es verbrennen/ dein eygenes nennen/ holdseeliger Knabe/ mit dem ich mich labe/ Du nimbst die Hertzen ein.
Ocelle mi, dilecte mi, quid nisi nutrio. Incendium grave, sed blandum et suave. Si experis lectum, en porrigo tectum in centro pectoris, in centro pectoris.
Tibi o JESU dedico iam dudum cor meum. Si totum comburis, iam tui est juris. Hoc unicum spirat, ut tuum acquirat. Votis altissimis, votis altissimis.
Vím, že pro naše spasení v chlévěs položený, chceš hlad podníknouti, chudobou hynouti, snášeti bolesti, naše hříchy nesti z lásky k nám veliké.
Ó srdce mého Miláčku! ó Boží Synáčku! ó Dobroto věčná, Lásko neskončená, proč sebe na zemi nížiš mezi námi, jsouc Králem na nebi.
Mrazem se mění ručičky, třesou se nožičky, sláma tebe tlačí, přivozuje k pláči, z tvé nebeské tváře nejde jasnost, záře, v tmavém chlévě ležíš.
Líce tvé ranní denice, stkví se nad ni více. Z jeho narození jest mé potěšení, z očiček vzezření, z ručiček svázaní jest noh mých povstaní.
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396 Nr. 4
Marie Škarpová Sem sem Děťátko / O Jesulein zart / Kom Kind es muß seyn (erste Strophe)
Fridrich Bridelius (Praha 1658) Sem, sem Děťátko, musíš Robátko, do kolíbčičky, v tvrdé jesličky, utiš se, zamuř očičky tvé, a dej nám utěšení pravé, sem, sem Děťátko, musíš Robátko, do kolíbčičky, v tvrdé jesličky.
Nr. 5
Friedrich von Spee (Würzburg 1622) O Jesulein zart/ Das Kriplein ist hart/ O Jesulein zart/ Wie ligstu so hart/ Ach schlaff/ ach thu die åugelein zu/ Schlaff vnd gib vns die ewige Ruh/ O Jesulein zart/ Wie ligstu so hart/ O Jesulein zart/ Das Kriplein ist hart.
Paderborn 1628 Kom Kind es muß seyn zur Wiegen hinein O Jesulein zart/ Diß Bethlein ist hart/ Komb Kind/ komb thu dein åugelein zu/ Schlaff und gib uns die ewige Ruh O Jesulein zart/ Diß Bethlein ist hart/ Doch Kind es muß seyn/ zur Wiegen [hinein].
Poslyš ó křesťane (1. und 2. Strophe)
Fridrich Bridelius (Praha 1658) Poslyš ó křesťane, věci neslýchané, jenž tobě zvěstují, vůbec vypravuji, nebešťané, přečistí duchové, ti rychlí poslové, anjelové. Že Bůh nestvořený, z lásky nevymluvný, ráčil se vtěliti, z Panny naroditi, zde na zemi, za nás zaplatiti, dosti učiniti, zatracený.
Matěj Václav Šteyer (Praha 1683) Poslyš ó křesťane věci neslýchané, které nám zvěstují, vůbec vypravuji nebešťané, přečistí duchové, ti rychlí poslové, anjelové. Že Boha Otce Syn, pravý Bůh Hospodin, ráčil se vtěliti, z Panny naroditi zde na zemi, aby pekla zbavil, a věčně oslavil svůj lid v nebi.
Nr. 6 Ježíškovi malému / Puellulo tenello / O Kindelein so kleine (erste Strophe) Fridrich Bridelius (Praha 1658) Ježíškovi malému, Synáčkovi Božímu, z Panny narozenému, v jesle položenému, vesele zaspívejme.
Prag 1652
Prag 1652
Puellulo tenello, infantuloque bello, pulchellulo novello, canamus e labello, canamus e labello.
O Kindelein so kleine/ O Jesulein so feine/ O Söhnelein so reine/ gib uns den Segen deine.
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„Neue“ Lieder im Gesangbuch Jesličky … Nr. 7
Děťátko kolíbejme / Ježíška přivítejme (erste Strophe)
Fridrich Bridelius (Praha 1658) Děťátko kolíbejme, Nemluvňátko žehnejme, u jesliček hlídejme, Jezulátko vítejme, ó milý, roztomilý Ježíšku, Ježíšku.
Adam Michna z Otradovic (Praha 1661) Ježíška přivítejme, k Spasiteli se znejme, poklonu slušnou čiňme, z pravého srdce řceme: Vítej Ježíšku milý!
Václav Karel Holan Rovenský (Praha 1694) Děťátko kolíbejme, Nemluvňátko žehnejme, jej míle přivítejme, k Stvořiteli se znejme. Vítej vítej Ježíši malej.
Nr. 8 Dnes se nám Kristus Pán / Hodie infantulus / Ein kleines Kindelein / Denes je narođeno nebesko Detece (erste Strophe) Fridrich Bridelius (Praha 1658) Dnes se nám Kristus Pán, z přečisté Panenky, narodil, jejž splodil Bůh Otec před věky.
Prag 1652 Ein kleines Kindelein ist uns heut geboren/ von Maria Jungfraw rein/ die er ihm erkohren.
Cithara octochorda 1701 Hodie infantulus prodit orbi natus, ex Mariae Virginis utero formatus.
Pavlinski zbornik, 1644 (Ms.) Denes je narođeno Detece nebesko, prez koga je ginulo vse ljuctvo zemeljsko.
Adresse: Mgr. Marie Škarpová, Ph.D., Ústav české literatury a literární vědy FF UK, nám. Jana Palacha 2, CZ-116 38 Praha 1 e-mail:
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„Nové“ písně kancionálu Jesličky (1658) Fridricha Bridelia a jejich textové předlohy. Poznámky k inspiračním pramenům české barokní hymnografie Marie Škarpová Literární historikové si již opakovaně kladli otázku, kde a jak se čeští básníci 17. století seznamovali s novým, tj. barokním uměním. K hledání odpovědi na danou otázku přispělo mj. identifikování textových předloh některých písní z kancionálku Jesličky (1658). Tento zpěvník s adventní a vánoční tematikou z produkce pražské jezuitské tiskárny obsahuje cca 50 českých písňových textů různého stáří, původu, rozsahu i básnické kvality. Přibližně z poloviny je jeho repertoár tvořen výběrem z bohaté české hymnografické tvorby 15. a především 16. století, druhou polovinu tvoří písně, které můžeme označit jako „nové“. Jejich novost lze přitom vnímat ve dvojím smyslu slova: jednak jsou tyto písně poprvé v české hymnografii doloženy právě díky otištění v Jesličkách, jednak jsou to texty, jež se svou poetikou výrazně hlásí k baroknímu stylu, který byl tehdy, tj. v polovině 17. století, v Čechách stále vnímán jako „nový“. Výsledkem našeho pátrání po textových předlohách „nových“ písní Jesliček je zjištění, že přibližně u poloviny z nich se podařilo identifikovat vazbu k cizojazyčným písňovým textům (viz tabulku, s. 386–388). Nejvíce z nich přitom vykazuje vazbu k textům německým pocházejícím z první poloviny 17. století, tj. de facto k textům soudobým. Jde jednak o písně, jež jsou doložené německými kancionály první poloviny 17. století a nejpozději od poloviny
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téhož století byly otiskovány též německojazyčnými zpěvníky bohemikální provenience, jednak o písně dochované výhradně německými zpěvníky bohemikálního původu (a to zejména dvěma vydáními anonymního kancionálu z pražské jezuitské tiskárny z let 1652 a 1655). U většiny z této druhé skupiny písní se podařilo dohledat také jejich latinskou verzi. Určení konkrétní předlohy českých písňových textů je ovšem obtížné, neboť mnohé z daných německých i latinských písňových textů jsou doloženy ve vícero variantách. Vztah německých a českých textů je často navíc jen volný; české a německé písně mnohdy kromě společné melodie a strofického schématu vykazují výraznější textové vazby víceméně jen v úvodní části (jako věrný překlad německého textu se podařilo identifikovat pouze katechismovou píseň Poď sem mládež). V kontextu dobové básnické praxe, která nijak nectí – s výjimkou textů kanonizovaných – pevný „autorizovaný“ tvar, se nejedná o nic výjimečného. Před unáhlenými závěry ovšem varuje zejména případ písně Rosa mladá, u níž se podařilo zjistit německou i latinskou verzi. Zatímco latinský text lze považovat za přímou předlohu českého textu (tj. český text můžeme označit jako překlad v dnešním slova smyslu), vztah německého textu je mnohem volnější: vykazuje k českému textu výraznější textové vazby pouze v úvodu písně. Velmi podobná textová situace je také u českých a německých písňových textů Tvá láska příliš veliká / Dein grosse Lieb o Jesulein a Ach kdož podpal společný / Wer wird die Fewd außsprechen. Lze tedy předpokládat, že i u těchto písní jsou český a německý text paralelními přebásněními společné předpokládané, avšak nedochované latinské předlohy ? Zodpovězení této otázky ztěžuje nedochovanost, případně naše neznalost pramenů latinské hymnografie bohemikálního původu. Všechny latinské předlohy „nových“ písní Jesliček jsme totiž identifikovali díky kancionálům mimobohemikální provenience: maďarskolatinského Cantusu catholici (Levoča 1651), stejnojmenného slovensko-latinského zpěvníku (Levoča 1655) a chorvatsko-latinské Cithary octochordy (Vídeň 1701). Jen ojediněle nacházíme tytéž latinské písně i v soudobých českých rukopisných zpěvnících (Tištínský kancionál). Ovšem žádný ze zmiňovaných zpěvníků nebyl přímou předlohou pro „nové“ písně Jesliček. Důkazem je zde opět píseň Rosa mladá: její předlohou jsou jak některé sloky latinské písně Coelo rores z Cantusu, tak některé jiné sloky z její poněkud obměněné verze dochované v Tištínském kancionálu. Neméně zajímavým je též fenomén několikerého českého přebásnění téhož písňového textu, přičemž pro jednotlivé české mutace je opět příznačná různá míra věrnosti předloze. Malý rozsah analyzovaného materiálu neumožňuje formulovat velké hypotézy ani závěry. Potvrzuje však předpoklad A. Škarky, že je třeba hledat předlohy českých barokních písní v německé hymnografii, i hypotézu J. Pelána o významu novolatinského básnictví pro českou barokní poezii. Nabízí rovněž několik otázek a podnětů pro další hymnologická bádání: Existoval v 17. století u českých Němců vedle všeobecně rozšířeného katolického písňového repertoáru také vlastní ryze bohemikální písňový repertoár? Sehrála zprostředkující úlohu při migraci nových duchovních písní po středoevropském prostoru nadnárodní latina, příp. též němčina ? Jaký byl směr těchto písňových migrací ? Jakými způsoby a z jakého ohniska se dané písně šířily přes jazykové hranice ? Kdo byl jejich šiřitelem, případně šiřiteli a jakou roli zde sehráli jezuité? Jaká byla funkce barokních latinských cantií v 17. a 18. století v katolickém prostředí? Kdo byli jejími autory, interprety, posluchači? Jaký byl vztah barokních latinských cantií ke katolické hymnografii v národních jazycích v dané době ? Proč se v bohemikálním prostředí latinská písňová tvorba 17. století téměř nedochovala a proč zde zřejmě vůbec nebyla vydávána tiskem?